Was es mit diesen kuriosen Mainzer Hausnummern auf sich hat

In der Hafenstraße und in weiteren Straßen in Alt- und Neustadt sorgen Hausnummern wie 17 1/10 für Verwirrung. Doch was hat es damit auf sich?

Was es mit diesen kuriosen Mainzer Hausnummern auf sich hat

Aus den „Harry Potter“-Büchern kennt man das Gleis 9 3/4 am Londoner Bahnhof King’s Cross. Es ist der Eingang in die Zauberwelt, die man betritt, wenn man mit hoher Geschwindigkeit durch die Bahnsteigwand rennt. Dass sich hinter der Tür zur Hafenstraße 17 1/10 in der Mainzer Neustadt auch eine Zauberwelt verbirgt, darf eher bezweifelt werden. Doch was hat es mit dieser Nummer auf sich? Das will Leser Justin in seinem Snip wissen.

Tatsächlich ist das Haus in der Hafenstraße nicht das einzige mit einer solch kuriosen Nummer. Auch in der Reichklarastraße gibt es die etwas versteckte Hausnummer 2 1/10, in der Neubrunnenstraße die 4 1/10. Fündig wird man beispielsweise auch in der Adam-Karrillon-Straße.

Heute keine Relevanz mehr

Auf der Homepage der Stadt Mainz findet sich nur der Hinweis, dass „das System der Hausnummerierung in Mainz Mitte des 19. Jahrhunderts (…) sehr kompliziert und in der Reihenfolge der Zahlen oft unlogisch und willkürlich“ war. Als Merkurist vor etwa drei Jahren zu dem Thema anfragte, lagen sowohl der Stadtverwaltung als auch dem Stadtarchiv zunächst keine Hinweise vor, warum man in Mainz früher Bruchzahlnummern vergab. Es sei naheliegend, dass diese Nummern bei Neubauten zwischen fortlaufenden Hausnummern vergeben wurden. Das würde jedenfalls der heutigen Praxis bei der Vergabe von Hausnummern mit Buchstabenergänzung entsprechen.

Tatsächlich haben die Bruchteilnummern in Mainz heute keine Relevanz mehr: Sie wurden offiziell alle in Buchstaben geändert. Doch nicht überall wurden auch neue Hausnummernschilder angebracht. In der Neubrunnenstraße sind sogar beide Versionen zu finden.

Instagram-Kanal zeigt besondere Hausnummern

Der Instagram-Channel „chasing_tenths“ ist übrigens seit mehreren Jahren auf der Suche nach Bruchteilnummern. Angefangen hat es ausgerechnet mit der Hausnummer 17 1/10 in der Hafenstraße, wie Jack, der den Kanal betreibt, damals Merkurist erzählte. Er wusste auch, dass es sich bei den besonderen Hausnummern nur noch um Relikte aus der Vergangenheit handelt. „Ich habe später herausgefunden, dass früher fast alle unterteilte Hausnummern in Mainz Bruchzahlen mit Zehnteln hatten, aber sie sind in den 60er- und 70er-Jahren meistens durch Buchstaben ersetzt worden.“

Wie sein Kanal zeigt, gibt es auch in anderen Städten im Rhein-Main-Gebiet solche Bruchteilnummern an den Häusern. Warum man in Mainz damals auf Zehntel setzte, bleibt wohl ein Rätsel.

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