Hans-Peter Briegel wird 70: Die „Walz aus der Pfalz“ bleibt unvergessen

Hans-Peter Briegel wird 70! Vom Zehnkämpfer zum Fußball-Idol: Wie die „Walz aus der Pfalz“ in Verona, beim FCK und in Koblenz unvergessen bleibt.

Hans-Peter Briegel wird 70: Die „Walz aus der Pfalz“ bleibt unvergessen

Am 11. Oktober wird Hans-Peter Briegel, Europameister von 1980 und Fußball-Vizeweltmeister 1982 und 1986, 70 Jahre alt. Einige Tage später ist er in Koblenz bei der Lotto-Elf, die er seit Jahren coacht, und bei einer Veranstaltung, bei der daran erinnert wird, dass Fritz Walter am 31. Oktober 105 Jahre alt geworden wäre. Die Geschichte des Hans-Peter Briegel ist eine besondere.

„Wenn ich heute durch Verona gehe, könnte ich vermutlich noch in jedem Haus zu Mittag und zu Abend essen – eingeladen“, erzählt Briegel. In Verona ist er bis heute ein Idol auf Lebenszeit geblieben. Einmal wurde Hellas Verona in seiner langen Geschichte italienischer Meister – 1985. Mit Peter Briegel, den sie „die Walz aus der Pfalz“ nannten.

Die Häuser der Stadt wurden damals in Hellblau und Weiß, den Vereinsfarben, gestrichen. Für lange Zeit war Verona im Ausnahmezustand: Der Fußball hatte sogar die Festspiele geschlagen. Und mittendrin der lange Deutsche, der 55 Spiele für den Verein zwischen 1984 und 1986 machte, 12 Tore erzielte und den sie liebten, weil er ein Spiel und den Ball nie aufgab. Briegel erzählt, dass er mehrfach mit Fritz Walter in Verona war. Und auch der große Fritz, den Briegel bewunderte, konnte die Einzigartigkeit des Verhältnisses zwischen Peter und Verona spüren.

1985 wurde Briegel in Italien „Fußballer des Jahres“, 1988 gewann er mit Sampdoria Genua den italienischen Pokal. Mit seiner Frau Petra lebt er heute in Germersheim. In der Pfalz, wo er in Kaiserslautern geboren wurde und wo irgendwann auch der letzte Platz für ihn sein wird.

Vom Zehnkämpfer zum Nationalspieler

Sport war sein Leben. Doch alles begann mit der Leichtathletik. Briegel wurde deutscher Jugendmeister im Weitsprung und Dreisprung und war Zehnkämpfer. Das war Anfang der 1970er-Jahre. Erst mit 17 kam er zum Fußball. Er spielte für den SV Rodenbach 1919. 1974 entdeckte ihn der 1. FC Kaiserslautern.

Er war ein Rohdiamant, wirkte hölzern und fast ungelenk, aber er besaß einen unbändigen Willen, zu lernen und um seinen Platz zu kämpfen. Wohl kein anderer Fußballer hat sich in dieser Zeit so weiterentwickelt wie Peter Briegel. Aus der Kampfmaschine wurde ein Spieler, der in besonderer Weise die Fähigkeiten von Defensive und Offensive in ein überaus erfolgreiches Spiel umsetzte.

Von 1975 bis 1984 machte er 240 Spiele für den FCK, erzielte 47 Tore und wurde 1979 in die Nationalmannschaft berufen. 72 Länderspiele absolvierte er bis 1986. Er wurde Europameister 1980 und Vizeweltmeister 1982 in Spanien und 1986 in Mexiko.

Das unvergessene Finale von Mexiko 1986

Das Finale 1986 war eines, das man nie vergisst. Deutschland und Argentinien standen sich vor 115.000 Zuschauern im Aztekenstadion von Mexiko-City gegenüber. Peter Briegel spielte gegen den besten Spieler jener Zeit: Diego Maradona. Maradona schoss kein Tor. Doch in der 84. Minute entwischte Mittelstürmer Jorge Burruchaga ausgerechnet dem schnellen Briegel und traf zum 3:2 für Argentinien.

Das Tor verfolgt Briegel bis heute. „Ich bin ganz sicher, dass ich ihn eines Tages erwische“, erzählt er und schmunzelt, so wie es seine Art ist.

Trainerjahre zwischen Edenkoben und Albanien

Nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn wurde Briegel Trainer, zunächst in Edenkoben und Wattenscheid, später als Co-Trainer von Kalli Feldkamp bei Besiktas Istanbul. Danach übernahm er selbst die Verantwortung als Cheftrainer.

Und wieder ließ er groß aufhorchen. So wie damals in Verona. Peter Briegel wurde Trainer der Nationalmannschaft Albaniens. Von Dezember 2002 bis Mai 2006 trainierte er das Team vom Balkan – unter schwierigen Bedingungen, aber genau das war es, was Briegel brauchte.

Er wurde nicht Europameister und erst recht nicht Weltmeister. Aber er wird dennoch bis heute zum Volkshelden. Mit seiner Nationalmannschaft gewann er zwei Spiele für die Ewigkeit: Sie besiegen die Erzfeinde Albaniens Griechenland (mit Trainer Otto Rehhagel) und Russland. Das Land stand Kopf. Eltern gaben ihren Kindern den Vornamen „Briegel“.

Ein Kämpfer mit Prinzipien – auch abseits des Platzes

Hans-Peter Briegel ist danach Funktionär geworden. Er war 1996 und 1997 sportlicher Leiter des FCK und ab 2002 saß er im Aufsichtsrat. Auch nur ein Jahr. Er war nie zu haben für die einfachen Verhältnisse. So wie er gespielt, gekämpft und den Platz durchpflügt hatte, so war er auch in seinen Ämtern. Er hatte seinen eigenen Kopf und seine eigene Meinung. Dafür und nur dafür hat er gekämpft. Er hatte oft recht mit seiner Auffassung, geirrt hat er aber auch.

Er nahm sogar den Bruch mit seinem geliebten FCK in Kauf. Fast bis zur WM 2006 im „Fritz-Walter-Stadion“ rebellierte er, gab seine Ehrungen zurück, wandte sich von seiner großen Liebe ab. Denn trotz Verona und Albanien ist es neben seiner Frau Petra, der 1.Fußballclub in Kaiserslautern, den er liebt und den er auch braucht. Den Geruch des grünen Rasens, den Weg hinauf auf den Betze, das anpeitschende Inferno der Westtribüne. Einer wie Briegel brauchte diesen Stoff, aus dem viele Träume reiften. Und er braucht es auch heute noch wo er wieder in den Gremien für den FCK arbeitet.

Und die Lottoelf mit ihrer sozialen Ausrichtung ist längst zu einer Herzensangelegenheit für Peter Briegel geworden. Allein 2025 sammelte die Lotto-Elf mehr als 310.000 Euro für soziale Zwecke.