Warum in Koblenz immer mehr Gastrobetriebe in leerstehende Geschäfte einziehen

In der Koblenzer Altstadt entstehen immer mehr Gastronomiebetriebe in ehemaligen Ladengeschäften. Merkurist-Kolumnist Dirk Hoeren beobachtet diesen Trend und erinnert sich an frühere Zeiten.

Warum in Koblenz immer mehr Gastrobetriebe in leerstehende Geschäfte einziehen

Es tut sich was in Koblenz. Wer mit offenen Augen, hungrigem Magen oder durstiger Kehle durch die Altstadt schlendert, dem bleibt es nicht verborgen: Es gibt immer mehr Bars, Bistros, Restaurants. Und sie bieten Genüsse aus fast aller Herren Länder.

Ein neuer Trend in der Altstadt

Ist es nur ein Zufall - oder schon ein Trend? Während immer mehr Geschäfte die Segel streichen, blüht das Gastro-Gewerbe in unserer Stadt. Gerade erst hat das französische Café und Bistro „Oh là là“ im Entenpfuhl geöffnet. Früher war da mal ein Modegeschäft und ein Friseurladen. Weiter in Richtung Plan werden in einem ehemaligen Ladengeschäft seit einigen Monaten neapolitanische Pizze im „60 Seconds to Napoli“ serviert. Am Jesuitenplatz hat die Espresso-Bar „Galestro“ in der alten Apotheke eine „Vineria“ eröffnet. Und wer weiß noch, dass im Großrestaurant „Adaccio“ am Görresplatz früher mal das Möbelhaus Klawitter seine Kunden bediente.

Gasthaus statt Geschäft, Wirtshaus statt Warenhaus - ist das die Lösung zur Bekämpfung des Leerstandes? Manche Plätze der Altstadt sind schon fest in Gastro-Hand. Münzplatz, Jesuitenplatz, Görresplatz und inzwischen auch rund um die Liebfrauenkirche - überall blüht das Gastgewerbe.

Dabei beschweren sich die Restaurant- und Barbesitzer doch andauernd über das angeblich fehlende Personal. Und etliche eingesessene Betriebe haben plötzlich mehrere Ruhetage in der Woche oder nur am Wochenende geöffnet.

Das internationale Angebot wächst

Das Angebot wird jedenfalls immer internationaler. Vorbei die Zeiten als Pizza und Pasta noch als exotisch galten. Ich erinnere mich, wie damals die erste Pizzeria in Koblenz öffnete: Das „Caravella“ in der Oberen Löhrstraße. Auf einer langen Treppe ging es in den ersten Stock. Oder das „San Marino“ in der Weißergasse. Die Besucher saßen auf einfachen Bänken und verspeisten Riesen-Pizza. Später dann hielt der Hamburger Einzug in unserer Stadt. Das erste McDonalds am Löhrrondell, wo es auch heute noch residiert, bot den Gästen die bis dato bei uns weitgehend unbekannten Frikadellenbrötchen an. Als Oberstufenschüler gehörte ich damals zur ersten Mitarbeiter-Crew und verdiente mir im Nebenjob ein paar Mark. Für uns an der Verkaufstheke war es damals eine Herausforderung, den Kunden zu erklären, dass Brat- oder Currywurst nicht zum McDonalds-Programm gehörten. Die gab es schräg gegenüber an der Imbissbude vor der Herz-Jesu-Kirche.

Tempi passati. Heute wollen die weitgereisten Einheimischen und Touristen kulinarisch das volle Programm. Und das bekommen sie auch. Gerade erst hat ein neuer Betreiber das spanische Restaurant an der Liebfrauenkirche übernommen. Es heißt jetzt „Boci“. Das wird Bosi ausgesprochen, ist katalanisch und soll wohl soviel wie Häppchen heißen. In der Schlossstraße macht demnächst das erste koreanische Ramen-Restaurant auf. Und in der Rheinstraße am Konrad-Adenauer-Ufer ist das türkische Grill-Restaurant „Tongal“ in die Räume des früheren griechischen Restaurants eingezogen.

Zukunftsmusik für die Löhrstraße?

Bleibt eigentlich nur die Frage, wann auch in die leerstehenden Geschäfte in der Löhrstraße Gastro-Betriebe einziehen. Platz genug gäbe es jedenfalls. Und für die Haupteinkaufsmeile von Koblenz wäre es sicher ein Gewinn, wenn dort auch abends Touristen und Einheimische zwischen Kaufhof und Wöllershof beim gemütlichen Abendessen oder Feierabendbier zusammensitzen könnten...