Sie hatten sich Großes vorgenommen, bei der Stadt. Das von Autos und Zweirädern viel befahrene Peter-Altmeier-Ufer entlang der Mosel sollte „attraktiver und sicherer für den Radverkehr“ werden. So hatte die Verwaltung dem Stadtrat ihre Pläne im Juni angepriesen. So sollte es ein Fahrrad-Überholverbot für Autos geben, ein Tempolimit von 30 Stundenkilometern und künstliche Einengungen der Fahrbahn. Stolze 75.000 Euro aus dem ohnehin klammen Haushalt hatten sie im Rathaus dafür eingeplant. „Die Kombination aus streckenbezogenen Geschwindigkeitsbeschränkungen, baulichen Maßnahmen und einer klaren Führung des Radverkehrs stellt eine effektive Maßnahme dar, um die Sicherheit und Aufenthaltsqualität am Peter-Altmeier-Ufer zu erhöhen.“ Kurz: Die Stadt wollte das Rad(fahren) neu erfinden.
Aber in der Verwaltung ist es eben so wie im richtigen Leben: Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht.
Satz mit X, das war wohl nix
Nur ein halbes Jahr später steht fest: Satz mit X, das war wohl nix. Als Steine des Anstoßes – im wahrsten Wortsinne – entpuppten sich sehr schnell die neuen Fahrbahneinengungen. Die Verkehrsinseln bremsten zwar den Autoverkehr ab, allerdings auch die Radfahrer. Wenn die bei Gegenverkehr um die Hindernisse kurven mussten, konnte es brenzlig werden. Und noch gefährlicher wurde es für die Radler, wenn sie sich zwischen Verkehrsinsel und Bordsteinkante durchquetschen wollten. Denn die dort installierte 50 Zentimeter breite Lücke war eigentlich nur für den Ablauf von Regenwasser gedacht.
Kein Wunder, dass die Zweirad-Enthusiasten auf die Barrikaden gingen. Sogar in einer Petition wurde gefordert, den Hindernisparcours zu entschärfen. Und was macht eine Verwaltung, wenn ihre Ideen und Pläne einfach nicht funktionieren wollen? Sie stellt erst mal eine Untersuchung an. Mit Videoüberwachung und Verkehrszählung. Dabei hätte der gesunde Menschenverstand genügt, um festzustellen, dass diese Verkehrsführung für die Tonne war.
Kommando zurück – für 12.000 Euro
Nun also Kommando zurück. „Eine flüssige und gleichmäßige Radfahrt ist in den Stoßzeiten des Verkehrs auf der Fahrbahn nicht möglich“, stellen die Amtsleute in einer neuen Vorlage für den Stadtrat fest. Generell werde die neue Situation „als komplex“ empfunden. „Sie erfordert von jedem Verkehrsteilnehmenden eine hohe Aufmerksamkeit und vorausschauendes Fahren, was in der Praxis nicht immer gegeben ist.“ Moment mal: Sind also die Auto- und Fahrradfahrer schuld, weil sie die eigenartige Streckenführung einfach nicht kapieren wollen...?
Sei’s drum; die Verkehrsinseln sollen jedenfalls an einigen Stellen weichen und durch Bodenschwellen ersetzt werden. Und diese sollen einen Abstand von 1,50 Meter vom Bordstein haben. Radfahrer könnten also durch diese Lücke ebenerdig weiterfahren, während die Autos hoppeln müssen. Ob es das wirklich bringt? Fakt ist: Autofahrer neigen bei einer solchen Anordnung dazu, nur mit einer Wagenhälfte über die Bodenschwellen zu rollen. Und da könnten sie in Zukunft dann wieder mit den Radlern in Kontakt geraten.
Die ganze Aktion soll übrigens schätzungsweise 12.000 Euro kosten. Geld ist ja genug da – die Stadt rechnet ja NUR mit einem Minus von mehr als 44 Millionen Euro im nächsten Jahr...