Die kürzlich eingeführten Verkehrsberuhigungsmaßnahmen am Peter-Altmeier-Ufer in Koblenz entwickeln sich zu einem Streitthema der Stadtpolitik. Mehrere Parteien haben sich nun zu Wort gemeldet und kritisieren die Umsetzung der Fahrbahneinengungen und Tempo-30-Zone (wir berichteten).
CDU und Freie Wähler fordern Rückbau
Der CDU-Landtagskandidat und Stadtrat Philip Rünz hat eine Petition für den Rückbau der Fahrbahneinengungen gestartet. Er bezeichnet die Maßnahmen als „gefährlich für Radfahrer“ und „völlig unpassend für eine touristische Flaniermeile“. Rünz betont: „Eine Tempo-30-Zone mag Sinn machen – aber bitte mit Sinn und Verstand! So, wie es jetzt umgesetzt ist, braucht es dringend eine Korrektur und Alternativen.“
Die Freien Wähler schließen sich der Kritik an und fordern in einem Antrag für die kommende Stadtratssitzung den sofortigen Rückbau der Einbauten. Stephan Wefelscheid, Landtagsabgeordneter und FW-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat, erklärt: „Es ist unstrittig, dass am Peter-Altmeier-Ufer etwas gegen Autoposer und Raser getan werden muss. Der von der Verwaltung gewählte Weg der Fahrbahnverengung ist allerdings gefährlich für Radfahrer und verursacht unnötige Staus und damit CO2-Ausstoß.“
Fraktionsvize Christian Altmaier ergänzt, die Strecke sei ein wichtiger Notfallkorridor für den Innenstadtverkehr und dürfe nicht blockiert werden. Statt der jetzigen Einbauten schlagen die Freien Wähler den Einbau von Bodenschwellen sowie häufigere Geschwindigkeitskontrollen vor. Eine Kombination aus Kontrollen und gezielten baulichen Entschärfungen könne ihrer Ansicht nach mehr Sicherheit schaffen, ohne die Straße zu sperren.
FDP kritisiert Vorgehen der Stadtverwaltung
Die FDP-Fraktion hat eine kleine Anfrage zur neuen Verkehrsführung gestellt. Sie bemängelt, dass die Maßnahmen ohne vorherige Beschlussfassung der Ratsgremien umgesetzt wurden. „Wir brauchen am Peter-Altmeier-Ufer keine 'Dauerbaustelle', sondern eine durchdachte Lösung mit klaren Zielen für das gesamte Moselufer und eine Verkehrsplanung, die alle mitnimmt“, sagt FDP-Stadtrat David Hennchen.
Der FDP-Fraktionsvorsitzende Christoph Schöll ergänzt: „Wir führen in Koblenz keinen Kulturkampf zwischen Fahrrad und Auto. Eine moderne Stadt braucht intelligente Verkehrsplanung, keine Symbolpolitik.“
Grüne unterstützen Kurs der Stadtverwaltung
Die Koblenzer Grünen unterstützen den eingeschlagenen Weg. „Koblenz zur Fahrradstadt machen – das ist eines unserer großen Ziele für die kommenden Jahre“, sagt Vorsitzender Christopher Bündgen. Er sieht in den Maßnahmen einen wichtigen Schritt hin zu einer lebenswerten Innenstadt.
„Natürlich müssen kritische Stimmen ernst genommen und mögliche Gefahrenstellen erkannt und entschärft werden“, betonte Bündgen.
Janina Luipers, ebenfalls Vorsitzende der Koblenzer Grünen, fügt hinzu: „Wir wollen eine Stadt, die Platz für Begegnung und Bewegung schafft – mit sicheren Wegen, hoher Aufenthaltsqualität und einem Umfeld, das zum Verweilen einlädt.“ Sie betont, dass die Maßnahmen Teil des Innenstadtkonzeptes seien, das gemeinsam mit Bürgerinnen, Anwohnern, Einzelhändlerinnen und Expertinnen entwickelt wurde.
Als Beispiel führt sie die Casinostraße an: Auch dort sei die Einführung als Fahrradstraße zunächst kontrovers gewesen, heute werde sie jedoch von vielen geschätzt und rege genutzt. „Solche Veränderungen brauchen Zeit, Eingewöhnung und Geduld“, argumentiert Luipers.
Stadt verteidigt Konzept
Die Stadtverwaltung verteidigt ihr Vorgehen. „Unser Ziel war es, den Radverkehr stärker auf die Straße zu bringen“, erklärt Tiefbauamtsleiter Kai Mifka bei einem Pressetermin. „Damit das funktioniert, musste die Strecke aber langsamer und sicherer werden.“ Man befinde sich in einer Testphase und sei bereit, Anpassungen vorzunehmen. Ein kompletter Rückbau sei jedoch nicht geplant.
Ein Video-Interview, in dem Tiefbauamtsleiter Mifka die Umbaumaßnahmen erklärt, gibt es hier.
Stefan Mannheim, Leiter der Straßenverkehrsbehörde, betont: „Wir wissen, dass die Umstellung für viele ungewohnt ist. Aber nur wenn alle gegenseitig Rücksicht nehmen, funktioniert das Konzept.“ Er erklärt, dass es Monate dauern werde, bis sich alle an die neue Verkehrsführung gewöhnt haben.
Warum die Stadt auf andere Maßnahmen, wie einen Radweg, Blitzer oder Bremsschwellen verzichtet, liest du hier.
Testphase und weitere Entwicklung
Die Maßnahme ist Teil des Verkehrsentwicklungsplans 2018, der eine Reduzierung des Durchgangsverkehrs in der Innenstadt vorsieht. Die Stadt plant, in den kommenden Monaten Verkehrszählungen durchzuführen, um die Wirksamkeit des Konzepts zu überprüfen.