„Nur noch Stau und Chaos?“ – Stadt Koblenz verteidigt Umbau am Peter-Altmeier-Ufer

Tempo 30, neue Engstellen und ein Zebrastreifen sorgen am Peter-Altmeier-Ufer in Koblenz für Diskussionen. Die Stadt will weniger Autos und mehr Sicherheit, doch viele kritisieren Staus und gefährlichere Situationen.

„Nur noch Stau und Chaos?“ – Stadt Koblenz verteidigt Umbau am Peter-Altmeier-Ufer

Das Peter-Altmeier-Ufer gehört zu den meistgenutzten Strecken zwischen Altstadt und Moselufer. Fußgänger, Radfahrende, Touristen und Autos teilen sich hier wenig Raum und genau das sorgt seit Jahren für Konflikte. Viele Radfahrende wichen bislang auf den Gehweg aus, weil die Straße als zu gefährlich galt.

„Unser Ziel war es, den Radverkehr stärker auf die Straße zu bringen“, erklärte die Stadt beim Pressetermin. „Damit das funktioniert, musste die Strecke aber langsamer und sicherer werden.“

Mit der neuen Tempo-30-Zone, Fahrbahneinengungen und mobilen Randsteinen soll sich das ändern (wir berichteten). Das Ziel ist klar formuliert: „Diese Strecke soll für Autofahrer unattraktiver werden“, machte Tiefbauamtsleiter Kai Mifka deutlich.

Kritik: „Nur noch Stau und Chaos“

In den sozialen Netzwerken wird die neue Verkehrsführung heftig diskutiert. Zahlreiche Nutzerinnen und Nutzer beklagen Staus, gefährliche Situationen und verunsicherte Radfahrer. Immer wieder ist zu lesen, Autofahrer würden sich an den Engstellen an Radfahrenden vorbeiquetschen oder beschleunigen, um „noch schnell durchzukommen“.

Die Stadt sieht diese Phase als unvermeidlich an. „Wir wissen, dass die Umstellung für viele ungewohnt ist“, sagte Stefan Mannheim, Leiter der Straßenverkehrsbehörde. „Aber nur wenn alle gegenseitig Rücksicht nehmen, funktioniert das Konzept.“

Stadt verteidigt die Maßnahmen

Am Montag erläuterten Tiefbauamtsleiter Kai Mifka, Leiter der Straßenverkehrsbehörde Stefan Mannheim und Jelena Turner, Fahrradwegeplanerin der Stadt, die Hintergründe. Das Peter-Altmeier-Ufer sei seit Jahren ein Spannungsfeld zwischen Auto-, Rad- und Fußverkehr. Die Maßnahmen sollen zeigen, wie sich eine verlangsamte Verkehrsführung auf die Sicherheit und den Verkehrsfluss auswirkt.

„Wir wollten aber keine großen baulichen Eingriffe vornehmen, wenn das langfristige Ziel ohnehin ein anderes ist“, sagte Mifka. Die Idealvorstellung der Stadtpolitik sehe ein autofreies Peter-Altmeier-Ufer vor. Die aktuellen Engstellen seien daher ein Kompromiss zwischen Rückbau, Sicherheit und Umsetzbarkeit.

„Die mobilen Elemente sind bewusst so gewählt, dass wir flexibel reagieren können“, sagte Mannheim. Anpassungen oder Verschiebungen der Bauteile seien jederzeit möglich.

Warum kein Radweg, Blitzer oder Bremsschwellen kommen

Die Stadt erläuterte auch, warum sie auf andere Maßnahmen verzichtet:

  • Kein Radweg: Die Strecke ist nicht breit genug, um auf beiden Seiten einen Radweg einzurichten. Ein gemeinsamer Fuß- und Radweg sei ebenfalls nicht gewollt, um Konflikte zu vermeiden.

  • Kein Überholverbot: Eine dauerhafte Kontrolle sei personell kaum machbar.

  • Kein fester Blitzer: Dafür wäre eine Genehmigung des Innenministeriums nötig. Außerdem zeigten Blitzer nur punktuelle Wirkung. Mobile Kontrollen des Ordnungsamts sollen jedoch künftig stattfinden.

  • Keine Bremsschwellen: Sie würden den Verkehrsfluss zu stark bremsen und bei Bussen und Lkw zu zusätzlichem Lärm führen – ein Problem für Anwohnerinnen und Anwohner.

Testphase statt Schnellschuss

Mannheim betonte, dass es Monate dauern werde, bis sich alle an die neue Verkehrsführung gewöhnt haben. Autofahrer müssten lernen, sich gegenseitig abzustimmen, anstatt auf Vorfahrt zu pochen.

„Wir sind in einer Testphase“, so Mannheim. „Was sich bewährt, bleibt – was nicht funktioniert, wird angepasst.“

Ein Rückbau sei dagegen nicht geplant. „Das Ziel war, den Verkehr zu verlangsamen und die Strecke unattraktiver zu machen – da können wir nicht alles wieder aufreißen“, betonte Mifka.

Blick nach vorn

Die Maßnahme ist Teil des Verkehrsentwicklungsplans 2018, der eine Reduzierung des Durchgangsverkehrs in der Innenstadt vorsieht. Baustellen an der Clemensstraße und am Friedrich-Ebert-Ring hätten das Peter-Altmeier-Ufer zuletzt zu einer beliebten Ausweichroute gemacht. Das will die Stadt nun ändern.

Ein neuer Fußgängerüberweg an der Alten Burg soll am Dienstag markiert werden. Er verbessert die Querungsmöglichkeiten für Fußgänger und soll zugleich den touristischen Bereich am Moselufer sicherer machen.

In den kommenden Monaten sollen Verkehrszählungen zeigen, ob das Konzept funktioniert. Bis dahin gilt: beobachten, lernen, anpassen.