Darum will Koblenz keine neuen Bunker für die Bevölkerung bauen

Koblenz hat keine öffentlichen Schutzräume mehr für die Bevölkerung. Trotz Kriegsangst will die Stadt auch keine neuen Bunker bauen.

Darum will Koblenz keine neuen Bunker für die Bevölkerung bauen

Koblenz verfügt über keinen einzigen öffentlichen Schutzraum mehr. Laut einer Vorlage des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz hat die Stadt seit 2007 sämtliche Bunker verkauft oder abgewickelt. „Es befinden sich somit keine Schutzräume mehr im Besitz oder im Verwaltungsbereich der Stadt Koblenz", heißt es in dem Papier.

Der bekannteste Koblenzer Bunker in der Nagelsgasse steht zwar noch, wurde aber an einen privaten Investor verkauft, der ihn abreißen lassen und ein Hotel bauen will. Der Bau bot immerhin 3000 Menschen Platz und war erst in den 1960er Jahren wegen des Kalten Kriegs für Angriffe mit Atom-, Bio- oder Chemiewaffen nachgerüstet worden.

Bundesweit kaum noch Schutzräume

Auch im Rest Deutschlands sieht es nicht viel besser aus. Zwar existieren noch 579 öffentliche Schutzräume für knapp 480.000 Personen, davon 67 für rund 53.500 Menschen in Rheinland-Pfalz. Aber sie sind derzeit nicht einsetzbar, weil sie über Jahre nicht instandgesetzt wurden.

Trotz der fehlenden Schutzräume sieht die Koblenzer Stadtspitze derzeit keine Möglichkeit für die Errichtung neuer Bunker. Es fehle „die gesetzliche Grundlage zur Erstellung eines eigenen Schutzraumkonzeptes", heißt es in dem Papier der Verwaltung. Schuld daran trage der Bund, weil es bisher auch keine neue strategische Grundsatzausrichtung für die zivile Verteidigung gebe.

Trend geht zu privaten Schutzräumen

In den Planungen von Bund und Ländern gehe der Trend nun eher in die Richtung, Keller von Wohnungen, Geschäften, Betrieben und öffentlichen Einrichtungen so zu ertüchtigen, dass sie Schutz vor Angriffen bieten.

Denn das Bedrohungsszenario habe sich im Vergleich zum Kalten Krieg deutlich verändert. Damals habe man sich vor flächendeckenden Luftangriffen schützen müssen. Heute müsse eher mit gezielten Angriffen mit Raketen und Drohnen auf kritische Infrastrukturen wie Brücken, E-Werke oder die Wasserversorgung gerechnet werden. Dadurch könne es auch Kollateralschäden in den nahegelegenen Siedlungsgebieten geben.

Die Vorwarnzeiten für solche Attacken seien sehr kurz. Auch deshalb seien wohnortnahe private Schutzräume besser geeignet als Großbunker. „Wichtig ist, dass die betroffene Bevölkerung daher schnellstmöglich gewarnt und Schutz insbesondere gegenüber Trümmern finden kann", heißt es in dem Papier des Katastrophenschutz-Amtes.