Wenn heute, am 8. September, Mario Adorf seinen 95. Geburtstag feiert, dann blickt ganz Deutschland auf eine Schauspiellegende. In seiner Heimatstadt Mayen jedoch schwingt dabei noch etwas ganz Besonderes mit: der ungebrochene Stolz auf den Jungen aus der Eifel, der die Welt eroberte, aber nie die Verbindung zu seinen Wurzeln verlor.
Tief verwurzelt in der Eifel
„Mayen ist für mich ein Stück Heimat geblieben, und Heimat ist nun mal da, wo die Kindheit stattgefunden hat“, hat Adorf oft betont. Geboren wurde er 1930 zwar in Zürich, sein Vater, ein italienischer Arzt, praktizierte hier, seine Mutter Alice Adorf stammte aus dem Elsass. Nach der Geburt ihres Sohnes zog sie mit ihm in die Eifelstadt.
Die Erinnerungen an seine Kindheit in Mayen hat Adorf, der auch ein erfolgreicher Schriftsteller ist, immer wieder wachgehalten. In seinen Autobiographien „Der Mäusetöter“ oder „Mit einer Nadel bloß“ beschreibt er die Nachkriegszeit in der Eifel, das karge Leben und dennoch die Geborgenheit. Diese prägenden Erfahrungen, so sagen Kulturkenner, seien der Nährboden für seine späteren Darstellungen von urwüchsigen, bodenständigen und durchkämpften Charakteren gewesen.
Heimatverbunden trotz Weltruhm
Die Verbindung ist nie abgerissen. Immer wieder kehrte Mario Adorf nach Mayen zurück - auch zu den Burgfestspielen. Bei seinen Besuchen zeigte er stets großes Interesse an der Entwicklung der Stadt, plauderte mit alteingesessenen Mayenern und vor allem seinen noch lebenden Klassenkameraden und wirkte nie wie der abgehobene Star, sondern wie jemand, der nach Hause kommt.
„Mario Adorf ist Mayens Aushängeschild schlechthin. Er zeigt, dass man von hier aus jeden Weg gehen kann, ohne je zu vergessen, wo man herkommt“, so Mayens OB Dirk Meid. Auch mit 95 Jahren sei Adorf damit das lebendige Vorbild für eine gelungene Verbindung von Weltläufigkeit und Heimatverbundenheit.
Eine beispiellose Karriere
An seinem 95. Geburtstag ist Mario Adorf längst im Rang einer Ikone angekommen. Die Auszeichnungen, darunter das Bundesverdienstkreuz und der Ehrenpreis der Deutschen Filmakademie, füllen Regale. Doch wichtiger scheint die anhaltende Präsenz: Noch immer steht er, wenn auch seltener, auf der Bühne, Filme dreht er immer noch.
Adorfs Karriere ist ein Spiegel der deutschen Nachkriegsgeschichte. Sie begann in einer Zeit des Wiederaufbaus, auch des kulturellen. Was folgte, war eine beispiellose filmografische Dichte: über 250 Kino- und Fernsehfilme, ungezählte Theaterauftritte und Hörspiele. Seine Paraderolle schien zunächst die des toughen, oft ambivalenten Charmeurs und Schurken zu sein. Doch Adorf war nie auf ein Genre, nie auf einen Typus festzulegen. Er spielte den Kommissar wie den Gangster, den Patriarchen wie den zwielichtigen Geschäftemacher – stets mit einer unverwechselbaren Mischung aus physischer - typischer Eifeler - Präsenz, bohrendem Blick und einer Stimme, die vom Bass bis zum geflüsterten Zischen alle Register beherrschte. Und nicht zu vergessen: auch den Mörder Nscho-tschi's, der Schwester des Apachen-Häuptlings in „Winnetou I“.
Sein Vermächtnis ist die kompromisslose Hingabe an die Vielseitigkeit. Er hat generationenübergreifend geprägt – diejenigen, die ihn als jungen Wilden erlebten, die ihn in den Siebzigern und Achtzigern als Kinostar feierten und die ihn heute als weisen Elder Statesman der Kultur schätzen. Mario Adorf bewies, dass wahre Größe im Film nicht von der Heldenhaftigkeit der Rolle abhängt, sondern von der Tiefe ihrer Ausleuchtung. Er hat der deutschen Filmlandschaft ihr unverwechselbares Profil mitgegeben. Und das ist alles andere als langweilig.
Die gesamte Eifelregion gratuliert ihrem großen Sohn herzlich zum 95. Geburtstag und hofft, ihn noch oft in seiner Heimat willkommen heißen zu dürfen.