Die Situation für Bahnreisende in der Region Koblenz-Mainz ist zurzeit besonders angespannt. Zwischen den beiden Städten fahren diese Woche keine durchgehenden Züge. Stattdessen müssen Pendler auf Busse ausweichen - mit teils erheblichen Auswirkungen auf ihre Arbeits- und Alltagswege. Was früher als schlechte Ausrede galt, ist nun bittere Realität: "Der Zug ist nicht gekommen."
Odyssee am frühen Morgen
Franco aus Oberwesel erlebte gleich am Montagmorgen eine wahre Odyssee. Sein Bus um 5.52 Uhr, der ihn anstelle des Regionalzugs nach Mainz bringen sollte, kam gar nicht. Nur dank eines Bekannten, der zufällig mit dem Auto vorbeikam, schaffte er es in die Landeshauptstadt. Von dort ging die Reise mit dem Bus zum Bahnhof Mainz-Kastel und weiter nach Frankfurt. „Alles in allem 2,5 Stunden für den Hinweg zu meiner Arbeit bei Nestlé“, berichtet der 59-Jährige. Seine Gleitzeit hilft ihm zwar, aber er macht nun Minusstunden.
„Jeden Tag ein neues Abenteuer“
Ein 47-jähriger Koblenzer, der beim Landtag in Mainz arbeitet, berichtet von stark schwankenden Fahrzeiten: „An einem Tag brauche ich eine Stunde und 20 Minuten, am nächsten für dieselbe Strecke zwei Stunden und 50 Minuten. Es ist jeden Tag ein neues Abenteuer. Das Schlimmste ist aber die mangelnde Kommunikation und die fehlende Koordination“, sagt er und fügt hinzu: „Nicht ausgeschilderte Schienenersatzfahrzeuge, Fehler in der App und unangekündigte Baustellen machen die Reise unberechenbar.“
„Es dauert aber auch doppelt so lange“
Auch in der Gegenrichtung, von Mainz nach Koblenz, ist die Lage nicht besser. Patrick Kloster, der am Sonntag diese Strecke gefahren ist, berichtet: „Da ist auch viel Schienenersatzverkehr. Auf der anderen Seite war dann sehr viel Verkehr.“ Er und seine Begleitung entschieden sich für den Bus, was die Fahrtzeit deutlich verlängerte.
Am Montag wartet Kloster am Koblenzer Hauptbahnhof erneut auf einen Bus, diesmal für eine Fahrt nach Bad Ems. „Wir hatten das schon geguckt, vor ein paar Wochen und da stand noch, dass Züge fahren“, sagt er. „Und jetzt doch nicht mehr. Das ist natürlich ein bisschen ärgerlich.“ Die Busfahrt dauert nun doppelt so lange wie die geplante Zugfahrt.
„Im Bus werde ich nicht arbeiten können“
Anna Gräter, die ebenfalls am Bussteig wartet, hatte ein ähnliches Problem. Sie wollte eigentlich auf dem Weg zu einer Tagung in München im Zug arbeiten. Nun muss sie stattdessen mit dem Bus vom Koblenzer Hauptbahnhof nach Frankfurt fahren. „Es nervt, weil ich wollte eigentlich arbeiten jetzt im Zug“, sagt sie. „Im Bus werde ich nicht arbeiten können. Mir fehlt jetzt eine Stunde.“
Auch für sie dauert die Fahrt mit dem Bus deutlich länger als mit dem ursprünglich gebuchten Zug. „Es ist nervig, weil es jetzt schon zum zweiten Mal passiert“, fügt sie hinzu. Trotzdem bleibt sie optimistisch: „Aber ich hoffe, dass es an Sanierungsarbeiten liegt und es dann okay ist. Dass es jetzt nur noch gestört ist, weil es besser wird.“
Massive Einschränkungen im Bahnverkehr
Derzeit sind in Rheinland-Pfalz mehrere wichtige Bahnverbindungen eingeschränkt oder komplett eingestellt. Betroffen sind unter anderem die für die Rhein-Main-Region wichtigen S-Bahn-Linien 8 und 9 sowie die Verbindung zwischen Koblenz und Mainz. Der Schienenersatzverkehr nach Limburg wurde erst am Wochenende verlängert. Diese Einschränkungen treffen nicht nur Berufspendler, sondern auch Studierende und Schüler.
Orientierungslosigkeit am Bahnhof
Die Situation am Koblenzer Hauptbahnhof spiegelt die allgemeine Verwirrung wider. Ob nach Frankfurt, Köln oder Limburg - von Koblenz aus geht es für viele an diesem Morgen nur mit dem Bus weiter. Vom Bahnhofsgebäude kommen immer wieder Menschen zu den Bushaltestellen gelaufen, schauen sich mit fragenden Blicken um. Ein Mitarbeiter spricht sie an, fragt, ob sie Hilfe brauchen und zeigt den richtigen Bussteig. Ein Aushang soll den Menschen die Busverbindungen erklären, doch die Verwirrung bleibt oft groß.
Auto keine echte Alternative
Das Auto sei auf der Strecke Koblenz-Mainz keine wirkliche Alternative, berichten Pendler. Nicht nur wegen der Baustellen auf der Autobahn, sondern auch wegen der Staus in Mainz. „Wenn man nach Mainz reinfährt, steht man im Stau“, sagt der Koblenzer Landtagsmitarbeiter. Er fügt hinzu: „So treibt man die Menschen aktiv ins Auto. Ich muss mich ja mittlerweile fürs Bahnpendeln belächeln lassen.“
Hoffnung auf Besserung
Trotz aller Widrigkeiten hoffen viele Pendler auf Besserung. Bis dahin bleibt den Betroffenen nur, sich täglich neu auf die Herausforderungen des Bahnfahrens einzustellen und viel Geduld mitzubringen. Die aktuelle Situation zeigt deutlich, wie sehr die Region auf ein zuverlässiges und gut funktionierendes Bahnsystem angewiesen ist.