Das steckt wirklich hinter dem Koblenzer Augenroller

Jeder Koblenzer kennt den Augenroller am Alten Kaufhaus. Doch wer steckt eigentlich dahinter? Die Legende besagt, dass es sich um den hingerichteten Raubritter Johann Lutter von Kobern handelt. Wir haben uns auf Spurensuche begeben.

Das steckt wirklich hinter dem Koblenzer Augenroller

Er gehört zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt: der Augenroller am Alten Kaufhaus in Koblenz. Zu jeder vollen und halben Stunde rollt er mit den Augen und streckt den Passanten die Zunge heraus. Doch woher stammt eigentlich diese kuriose Figur?

Die Legende besagt, dass der Augenroller den hingerichteten Raubritter Johann Lutter von Kobern darstellt. Dieser trieb im 16. Jahrhundert im Rheinland sein Unwesen. Zusammen mit seinem Komplizen Friedrich Weisgerber überfiel und bestahl er Kaufleute und Reisende.

Raubritter wurde 1536 in Koblenz hingerichtet

Im Mai 1536 wurde das Räuber-Duo schließlich gefasst und vor Gericht gestellt. In einem aufsehenerregenden Prozess wurden beide zum Tode verurteilt. Am 14. Oktober 1536 wurde Johann Lutter von Kobern schließlich auf dem Plan in Koblenz mit dem Schwert enthauptet. Der Legende nach soll er seinen Richtern und dem Henker vor der Hinrichtung noch einmal eindeutig gezeigt haben, was er von ihnen hielt: Er verdrehte die Augen und streckte ihnen die Zunge heraus - selbst noch, als sein Kopf bereits abgeschlagen war.

Knapp 200 Jahre später, im Jahr 1724, wurde dann am Alten Kaufhaus eine Uhr mit einer Figur angebracht, die an den Raubritter erinnern soll. Auch der heutige Augenroller, der 1965 nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg neu geschaffen wurde, soll Johann Lutter von Kobern darstellen.

Zweifel an der Legende

Doch stimmt diese Legende überhaupt? Historiker zweifeln daran. Denn die Geschichte mit dem Raubritter tauchte erst im 19. Jahrhundert auf - lange nachdem die erste Augenroller-Figur angebracht wurde. In früheren Quellen gibt es dafür keine Belege. Möglicherweise geht die Figur eher auf ein altes Koblenzer Siegel aus dem 13. Jahrhundert zurück, das bereits einen hässlichen Männerkopf zeigte.

Eine andere Theorie besagt, dass der Augenroller stellvertretend für die mittelalterlichen Türmer steht. Diese hielten von den Türmen der Stadtmauer Ausschau nach möglichen Gefahren und riefen die Uhrzeit aus. Das Rollen der Augen und Öffnen des Mundes könnte also auch daran erinnern.

Letztlich lässt sich nicht mehr mit Sicherheit sagen, wer oder was wirklich hinter dem Koblenzer Augenroller steckt. Klar ist: Die Legende um den Raubritter Johann Lutter von Kobern ist bis heute lebendig - auch wenn sie historisch auf wackeligen Füßen steht. Und so wird der Augenroller wohl auch in Zukunft Jung und Alt faszinieren - als Symbol für die bewegte Geschichte der Stadt Koblenz.