Koblenzer Altstadt könnte bald zur Werbeplakat-Kulisse werden

Koblenz hat ein Problem mit leerstehenden Geschäften. Um den trostlosen Anblick durch verschmutzte Schaufenster in verlassene Läden zu verhindern, sollen sie jetzt in der Altstadt mit Werbeplakaten zugeklebt werden können.

Koblenzer Altstadt könnte bald zur Werbeplakat-Kulisse werden

Koblenz hat ein Problem mit leerstehenden Geschäften. Um den trostlosen Anblick durch verschmutzte Schaufenster in verlassene Läden zu verhindern, sollen sie jetzt in der Altstadt mit Werbeplakaten zugeklebt werden können.

Einfallsreich sind sie ja bei der Stadt - zumindest ab und zu. Die neueste Idee aus dem Rathaus klingt einfach zu schön um wahr zu sein. Sie folgt dem Motto: Hast Du ein Problem, decke es zu. Denn ein Problem, das man nicht sieht, ist auch nicht da.

Leerstand einfach wegzaubern?

So will die Verwaltung anscheinend auch den zunehmenden Leerstand von Ladengeschäften in der Altstadt - Abrakadabra - einfach wegzaubern. Mit einer unscheinbaren Änderung der „Altstadt-Werbesatzung“. In der sind nämlich bisher großflächige Werbungen verboten - „zur Wahrung der baugeschichtlichen Bedeutung der Altstadt“.

Nun sollen „vollflächige Fensterbeklebungen der Schaufenster im Erdgeschoss“ erlaubt werden, „um eine Nichteinsichtnahme in die leerstehenden Räumlichkeiten zu gewährleisten“. In der Beschlussvorlage für den Stadtrat nennt die Verwaltung „ein ästhetischeres Erscheinungsbild der Schaufenster im Altstadtgebiet bei leerstehenden Gewerbeimmobilien" als Ziel. Dadurch sollen „die Blicke nach ‚Innen', beispielsweise auf oftmals schmutzig hinterlassenen Räumlichkeiten oder Baustelleneinrichtungen, verhindert werden“.

Ist doch echt kreativ: Koblenz „schminkt“ das Problem der leerstehenden Ladengeschäfte einfach schön. Aber warum soll das nur für Schaufenster gelten? Wie wäre es mit einer riesigen Plakat-Leinwand am Gerüst vor dem seit 16 Jahren leerstehenden und zunehmend verfallenden Münzmeisterhaus auf dem Münzplatz? Oder vor den historischen Bauten auf dem Florinsmarkt? Auch das Problem mit dem einsturzgefährdeten und leerstehenden Koblenzer Hof an der Rheinpromenade ließe sich so schön überkleben.

Kulissen statt blühender Ortschaften

Mich erinnert der Plan irgendwie an die berühmten Potemkinschen Dörfer. Der Legende nach ließ der russische Feldmarschall Grigori Alexandrowitsch Potemkin Kulissen von Dörfern aufbauen, um Kaiserin Katharina die Große auf einer Reise durch Neurussland blühende Ortschaften vorzugaukeln. Schließlich soll der Effekt der künftigen Werbeplakate in der Altstadt für die Touristen ähnlich sein.

Interessanterweise soll die Werbesatzung aber nur für Immobilien im Kern der Altstadt gelten. Dabei fallen die leeren Ladenlokale auf der Einkaufsmeile Löhrstraße doch viel stärker ins Auge. Dort könnte man zur Ablenkung vom aktuellen Überangebot an Gewerbeimmobilien dringend glänzende Werbeplakate in den Schaufenstern gebrauchen.

Aufgabe für neue Citymanagerin?

Kurios ist in diesem Zusammenhang, dass die Stadt gerade erst eine neue Citymanagerin vorgestellt hat. Sie soll dafür sorgen, das Stadtmarketing „strategisch auszurichten und weiterzuentwickeln“ und „die Stadt als innovativen Standort für Handel, Gewerbe und Gastronomie zu positionieren und zu vermarkten“. Ob es auch zu ihren Aufgaben gehört, Potemkinsche Dörfer in Koblenz zu bauen, ist nicht bekannt...