Muss dieser Anblick am Deutschen Eck in Koblenz wirklich sein?

Kolumnist Dirk Hoeren über die Aussicht am Deutschen Eck

Muss dieser Anblick am Deutschen Eck in Koblenz wirklich sein?

„Eine Stadt mit traumhaften Aussichten“, so bejubelt sich Koblenz auf der offiziellen Homepage. Aber ausgerechnet am touristischen Aushängeschild, dem Deutschen Eck, gibt es für die zahllosen Besucher weniger schöne Anblicke.

Proppenvoll ist es am langen Himmelfahrts-Wochenende in Koblenz. Wer in den Rheinanlagen und an der Mosel rund ums Deutsche Eck spazieren war, musste sich seinen Weg schon fast freikämpfen. Vatertagsausflügler, Traumwetter und die „Street Food Tour“ mit Dutzenden Essens-Trucks – es war mächtig was los. Natürlich genießen die Touris den schönen Blick auf Rhein und Mosel, auf die Festung und die Seilbahn.

Aber was irgendwie überhaupt nicht zum Anspruch der Stadt mit den „traumhaften Aussichten“ passt, ist der Ausblick von den Moselanlagen oder vom Biergarten aus auf die andere Moselseite. Wer dort als Gast seinen Blick schweifen lässt, sieht dort das Dienstgebäude und die Hallen des „Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Mosel-Saar-Lahn“ (WSV). Statt Aussicht ins Grüne gibt es Blick auf graue Schiffsrümpfe auf dem Trockendock. Nichts gegen die Beamten, die sich im Dienst des Bundesverkehrsministeriums um den reibungslosen Schiffsverkehr auf unseren Flüssen kümmern. Aber müssen die ihren Standort unbedingt am touristischen Hotspot unserer Stadt unterhalten?

Ein ideales Projekt für die Buga 2029?

Genauso gewöhnungsbedürftig ist für mich der Anblick vom Deutschen Eck auf den gegenüberliegenden Campingplatz. Ich gönne den Campern den Logenplatz mit Blick aufs Deutsche Eck und die Festung. Und ich beneide sie um ihre Aussicht bei „Rhein in Flammen“. Aber die Frage muss erlaubt sein: Passt eine wilde Ansiedlung von Wohnmobilien, Campingwagen und Zelten an dieser Stelle wirklich ins Stadtbild?

Was wäre, wenn beide Einrichtungen – das Wasser-Amt und der Campingplatz – einfach ein paar hundert Meter weiter rheinabwärts angesiedelt würden? Die Stadt würde ein wunderbares Areal für Bürger und Touristen gewinnen. Es könnte ein Park entstehen, eine Wohnanlage oder ein Hotel am Wasser mit einer Marina im heutigen WSV-Hafenbecken. Dann fehlte nur noch eine schöne Fußgängerbrücke vom Deutschen Eck oder eine neue Seilbahn rüber auf die andere Moselseite. Wäre das nicht ein ideales Projekt für die Buga 2029?

Klar, das wäre eine Mammutaufgabe. Und teuer wäre es auch. Für die klamme Stadtkasse wahrscheinlich nicht zu stemmen. Von den bürokratischen Probleme ganz zu schweigen. Aber manchmal braucht eine Stadt nicht nur angeblich „traumhafte Aussichten“, sondern auch Visionen...