Koblenz rüstet massiv auf - bei der Vermarktung der Stadt und bei der Bekämpfung des Leerstands. Aber inzwischen sind so viele Manager am Werk, dass sie sich gegenseitig auf den Füßen stehen. Wenn das mal gut geht...
Die Lage in der Innenstadt
Puh, es ist ganz schön was los hinter den Kulissen der Stadt. Verwaltung, Stadtmarketing, Beratungsunternehmen, private Initiativen - und alle wollen Koblenz lebenswerter machen. Da werden Projekte gestartet, Strategien entwickelt und viel PR-Sprech verbreitet, um die Attraktivität von Koblenz zu steigern. Aber der Leerstand in der Innenstadt nimmt trotzdem zu. Die Löhrstraße wird immer mehr zur Leerstraße, im Löhrcenter und im Forum sind viele Läden verwaist. In der Altstadt sollen die Besitzer von verlassenen Geschäftsräumen jetzt die Schaufenster mit Werbeplakaten verhängen dürfen, um den Passanten den trostlosen Anblick auf Baustellen und geräumte Läden zu ersparen.
Die neuen Manager
Verständlich, dass die Stadtspitze sämtliche Register zieht und sich Experten von außerhalb einkauft. Aber gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. Und für die Manager-Schwemme hat das alte Sprichwort noch Gültigkeit: Viele Köche verderben den Brei. Und "Köche" gibt es inzwischen ziemlich viele in Koblenz.
Da wäre z.B. eine neue City-Managerin des Koblenzer Stadtmarketings. Seit Anfang des Jahres im Amt. Ihre Aufgabe laut Eigen-PR: „Die „Stadt als innovativen Standort für Handel, Gewerbe und Gastronomie zu positionieren und vermarkten.“ Klingt nicht schlecht. Man fragt sich nur, wieso das mit dem innovativen Standort offenbar bei den Laden-Betreibern bisher nicht so recht angekommen ist.
Seit 1. März hat dann auch noch eine Innenstadtmanagerin samt „Backgroundteam“ ein „Quartiersbüro“ im Altenhof am Münzplatz bezogen. Sie kommt von einem Beratungsbüro, das im Rahmen des Landesprogramms „Lebendige Zentren - Aktive Stadt“ ein „Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept“ (ISEK) entwickeln soll. Kosten: 100.000 Euro in diesem Jahr, danach 240.000 Euro. Davon übernimmt das Land 90 Prozent. Wenn’s nix wird mit dem „lebendigen Zentrum“, hat es unsere klamme Stadtkasse wenigstens nicht so viel gekostet.
Teure Konzepte, wenig Erfolg
Eine der Hauptaufgaben ist laut Stadtverwaltung, einen Maßnahmenkatalog zu erarbeiten, „der neben den Entwicklungsschwerpunkten zur Belebung der Innenstadt, zur Bekämpfung von Leerständen und zur Verbesserung des Wohnangebotes, auch insbesondere Maßnahmen für den Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel in den Blick nimmt“. Ziemlich viel zu tun für das Berater-Team...
Dazu sind u.a. eine „Zukunftswerkstatt“ und eine „Digitale Befragung“ geplant. Noch besser klingen die Ankündigungen der Berater in einer Präsentation für den Stadtrat. Da ist von der „Etablierung Kommunikationsstrukturen“, der „Stärkung lokaler Netzwerke“ und von „Monitoring“ die Rede. Was man eben so schreibt als Beratungsbüro... Man darf auf die wegweisenden Ideen der Managerin und ihres Teams gespannt sein. Aber eins ist schon jetzt klar: Auch trotz der schönen Papiere werden sie das Rad nicht neu erfinden.
Das BID-Projekt Schlossstraße
Und weil soviel Experten-Wissen nicht ausreicht, gibt es nun auch noch ein eigenes Entwicklungskonzept für die Schlossstraße. Dort läuft bis 2028 ein sogenanntes BID-Projekt. Wobei die Abkürzung für „Business Improvement District“ steht. Auch wieder so eine hochtrabende Bezeichnung für ein banales Problem: Der 400 Meter lange ehemalige Prachtboulevard von Koblenz soll sein Schattendasein beenden und wieder eine attraktive Geschäftsstraße werden. Darum kümmert sich nun eine Wirtschaftspsychologin. Die hatte auch schon wegweisende Ideen, wie ein gemeinsames Logo und schöne Blumentaschen. Wenn’s so einfach wäre... Finanziert wird das Ganze immerhin zum Großteil durch die Immobilieneigentümer der Schlossstraße, 17 Prozent gibt das Land dazu.
Kompetenzgerangel vorprogrammiert
Fest steht: Am Mangel an Managern kann es jedenfalls nicht liegen, wenn es mit der Koblenzer Innenstadt nicht vorangeht. Da mischen inzwischen so viele mit, dass die den Leerstand in Koblenz schon fast mit ihren Büros füllen könnten. Vom absehbaren Kompetenzgerangel ganz zu schweigen. Ich will nicht schwarzmalen, aber die werden sich jeden auch noch so kleinen Erfolg ans eigene Revers heften wollen. Vielleicht stellen wir ja noch einen Manager als Mediator ein...
Die eigentliche Lösung?
Während die Experten schöne Konzepte schreiben, schaffen die vom Leerstand betroffenen Immobilieneigentümer inzwischen Fakten. Erstmals soll ein Bürogebäude mitten in der Koblenzer Innenstadt direkt gegenüber vom Forum in Studentenwohnungen umgebaut werden. Die Stadtverwaltung steht dem Projekt positiv gegenüber. Vielleicht sieht so die Lösung für Koblenz aus: Nicht Schwerter zu Pflugscharen, sondern Läden zu Wohnungen. Den dringend Wohnraum suchenden Mietern würden es sicher gefallen.