Eigentlich müsste es jetzt hoch hergehen in der politischen Landschaft von Koblenz. Wir stecken mitten in der sogenannten heißen Wahlkampfphase. Wenig Zeit bleibt den Kandidaten noch, um die Wähler auf ihre Seite zu ziehen. Aber außer ein paar müden Plakaten mit austauschbaren Parolen tut sich kaum was. Da gelten selbst schon ein paar Socken in Regenbogenfarben von Amtsinhaber David Langner als Highlight.
Stell Dir vor, es ist OB-Wahlkampf in Koblenz und kaum einer kriegt es mit.
Mangelverwaltung statt großer Pläne
Vielleicht liegt es einfach an der desolaten Finanzsituation der Stadt. Egal, wer von den vier Kandidaten am Ende die Nase vorn hat, er muss den Mangel verwalten. Schöne große Pläne für die Bürger? Könnte schwierig werden…
Kein Wunder also, dass CDU-Kandidat Ernst Knopp die alte Idee mit der Zipline von der Festung Ehrenbreitstein auf die andere Rheinseite wieder aufgegriffen hat. Denn die soll vor allem privat finanziert werden. Mit ihr sollen Wagemutige an einem Seil hängend mit 100 Sachen über den Rhein rutschen können. Selbst Oberbürgermeister Langner sprang sofort auf das Thema an und pries die Bahn als Attraktion für die Bundesgartenschau 2029 an. Kostet ja nix. Merkwürdig nur, dass im offiziellen 52-Seiten-Bericht der Stadtverwaltung über die BUGA-Planung kein Wort zum neuen Lieblingsprojekt des OB zu finden ist…
Kuriositäten auf dem Wahlzettel
Überhaupt gibt es viele Merkwürdigkeiten in diesem Wahlkampf. Da wäre z.B. der Wahlzettel. Auf ihm rangiert der CDU-Bewerber Knopp ganz oben, dahinter AfD-Kandidat Markus Meixner, Außenseiter-Bewerber David Dasbach (Die Partei) und erst ganz unten auf der letzten Position Amtsinhaber Langner. Der Grund: Die Reihenfolge auf den Wahlzetteln richtet sich nach dem Ergebnis der Kommunalwahl. Deshalb steht Knopp als Vertreter der Partei mit der größten Stadtratsfraktion ganz oben. Langner tritt dagegen als Einzelkandidat an – und nicht als SPD-Mitglied. Nur zur Erinnerung: Der Mann ist seit über 30 Jahren in der SPD, war Juso-Chef und SPD-Vorsitzender in Koblenz, später Landtagsabgeordneter und Staatssekretär in der SPD-geführten Landesregierung.
Es drängt sich der Eindruck auf, dass da wohl jemand um Gottes Willen nicht mit der Partei in einen Topf geworfen werden will, die im Moment im Bund bei 15 Prozent steht und gerade nicht so hipp ist. Wetten, wenn die SPD im Bund bei über 30 Prozent stehen würde, sähe die Wahlzettel-Reihenfolge anders aus.
Kräftesparen für die Stichwahl?
Vielleicht ist der Wahlkampf aber auch so zäh, weil sich die Kandidaten ihre Kräfte für die wahrscheinliche Stichwahl am 5. Oktober aufsparen. Und bei dieser könnte Amtsinhaber Langner ausgerechnet die AfD von Nutzen sein. Schon beim ersten Urnengang am 21. September ist absehbar, dass AfD-Kandidat Meixner eher beim konservativen CDU-Wahlvolk wildern wird. Das schmälert die Chancen von CDU-Kandidat Knopp. Angenommen, der AfD-Kandidat kommt gegen Langner sogar in die Stichwahl, wäre die Wiederwahl des Amtsinhabers sicher. Denn traditionell verbünden sich dann alle Parteien gegen den Kandidaten der Rechtspartei und rufen zur Wahl des Gegenkandidaten auf.
Dann wäre SPD-Mann Langner Profiteur der AfD – klingt komisch, könnte aber so kommen…