Dirk Hoeren: Make Koblenz schön again

Mehr Grün, mehr Trinkwasserbrunnen, mehr Sitzgelegenheiten: Bei der Bürgerbeteiligung zur Buga 2029 in Koblenz sind viele Vorschläge zusammengekommen. Einige sinnvoll, andere eher kurios.

Dirk Hoeren: Make Koblenz schön again

Es ist wieder so weit: 1. Januar, Beginn eines neuen Jahres. Zeit für neue Pläne und gute Vorsätze. Ob sich auch unsere Stadtspitze schon einiges vorgenommen hat, um Koblenz in den nächsten zwölf Monaten aufzuhübschen? Um es mit dem Bald-Wieder-US-Präsidenten Donald Trump zu sagen: Make Koblenz schön again...

Anregungen der Einwohner gibt es jedenfalls genug. Bei der Bürgerbeteiligung zur Buga 2029 flatterten 258 Vorschläge auf den Rathaus-Tisch. Viele sinnvoll, einige kurios. Bin mal gespannt, was Verwaltung und Stadtrat im neuen Jahr draus machen.

Was wollen denn nun die Bürger verbessern - jenseits der auf der Hand liegenden Dauer-Baustellen Münzmeisterhaus, Florinsmarkt und Koblenzer Hof? Ganz oben auf der Wunschliste stehen mehr Grün, mehr Schatten, mehr Wasser. „Eine der zentralen Erkenntnisse“ der Bürgerbefragung, so die Verwaltung, ist die Einrichtung von kostenlosen Trinkwasserspendern. Anscheinend macht der Besuch von Koblenz ziemlich durstig. Hoffentlich gehen die Gastronomen nicht dagegen auf die Barrikaden. Nach dem Motto: Wenn die Besucher ständig kostenloses Trinkwasser zapfen können, geht der Bierumsatz in die Knie. Bisher gibt es in der Altstadt jedenfalls nur einen Trinkwasserbrunnen - in der Jesuitengasse.

Mehr als 100 der Eingaben betrafen die Begrünung der Innenstadt. Mehr Schatten spendende Bäume, Sträucher und auch „essbare Pflanzen“. Vielleicht haben sich einige die „Essbare Stadt“ Andernach zum Vorbild genommen. Da werden schon seit 2010 Gemüse, Salat und Obst gepflanzt - nutzbar für jedermann. Selbst Schafe und Hühner gibt es mitten in der City. Stelle ich mir idyllisch vor: Beim Schlendern über die Löhrstraße ein paar in den Hochbeeten frisch geerntete Johannisbeeren naschen. Bauernhof-Atmosphäre beim Shoppen.

Dazu passt der Ruf nach mehr Sitzgelegenheiten vor allem am Münz-, Görres-, Jesuiten- und Reichenspergerplatz vor dem Oberlandesgericht. Sie sollen „sowohl zur Kommunikation einladen als auch Privatsphäre bieten“, heißt es in der Analyse der Verwaltung zur Bürgerbefragung. Und wenn es nach den Einwohnern geht, sollen die Bänke am besten auch noch mit Stromanschlüssen sowie WLan ausgestattet und nachts beleuchtet sein. Man wird ja wohl noch träumen dürfen.

Insgesamt sehnen sich die Koblenzer anscheinend nach mehr Kommunikation und weniger Konsum in ihrer Stadt. So steht der Wunsch nach „konsumfreien Orten“ mit Sitzgelegenheiten und Spieltischen in der Innenstadt auf der To-Do-Liste. Bisher jedenfalls ist die Sitz-Situation vor allem in der Fußgängerzone eher mau. Wenn ich durch die Löhrstraße schlendere, frage ich jedesmal: Wer ist bloß auf die Idee gekommen, die merkwürdigen geschlängelten Betonklötze mit kleinen Metall-Sitzschalen aufzustellen. Zur Kommunikation laden sie auf jedenfalls nicht ein.

Und in Anbetracht der großen Zahl der leeren Geschäfte und verhängten Schaufenster in der Fußgängerzone könnte sich die Sache mit den konsumfreien Orten bald auch ohne Zutun der Stadt erledigt haben.

Dann haben die Koblenzer noch einen SOS-Wunsch: Sauberkeit, Ordnung, Sicherheit. Die Bewohner der Altstadt klagen seit langem über zu viel Party-Krach, Randale, Dreck und Wildpinkler in den Nachtstunden. Richtig passiert ist dagegen bisher trotz großer Palaver-Runden nichts. Vielleicht würde ja ein Bürger-Vorschlag aus der Abteilung Kuriositäten gegen das wilde Pinkeln an Häuserfronten weiterhelfen. Danach sollte die Stadt „Urinale, die im Boden versenkt und in den Abend- und Nachtstunden hochgefahren werden“ installieren. Ich fürchte die Idee muss die hochverschuldete Stadt aus Kostengründen in der Ablage „P“ (wie Papierkorb) versenken.

Schneller und billiger zu verwirklichen wäre dagegen der Vorschlag eines Bürgers für die Generation Instagram. Er schlug vor, einen großen Koblenz-Schriftzug aufzustellen. Den könnten die Besucher für Selfies nutzen und ins Internet posten. Gar nicht so abwegig der Gedanke. Wenn die Verwaltung gleich ein Dutzend solcher Selfie-Plätze (z.B. am Deutschen Eck, Schloss oder Schängel) installieren würde, könnte sich Koblenz zum Selfie-Hotspot erklären. Zur „Selfie-Capitol of the World“. Billigere Stadtwerbung gäbe es kaum.