Koblenz, wir haben ein Problem! Moment, eigentlich haben nur einige das Problem. Andere profitieren - und zwar gewaltig. Es geht um den Wohnungsmarkt in unserer Stadt. Der wird im Moment ziemlich heftig durchgeschüttelt, weil immer mehr Wohnraum für Ferienwohnungen genutzt wird. Die Verwaltung prüft seit Monaten, ob sie die weitere Umwandlung von Miet- in Ferienwohnungen für AirBnB, booking.com und Co. stoppen soll. Entscheidung: Offen.
Es ist ein ziemliches Dilemma, in dem die Stadtoberen da stecken. Entweder sie stellen sich auf die Seite der Mieter, die dringend Wohnraum suchen. Oder sie geben den Anbietern von Ferienwohnungen freie Hand, die Touristen und Geld in die Stadt bringen.
Der Stadtrat macht jedenfalls ganz schön Druck. Auf Initiative von SPD und Grüne soll geprüft werden, ob die zunehmende Umwidmung von Wohnraum in Ferienwohnungen mit einer „Zweckentfremdungssatzung“ gestoppt werden kann. Die Verwaltung, die in den vergangenen Jahren bei dem Thema - nun ja - auf der Bremse stand, ist inzwischen auch eher auf der Seite der Mieter. Grund: Die Anzahl der Anträge auf Genehmigung neuer Ferienwohnungen habe „in 2024 signifikant zugenommen“. Andere Städte wie z.B. Trier haben den Airbnb-Stopp schon längst beschlossen.
Eins steht jedenfalls fest: Mieter finden immer schwerer eine Bleibe in Koblenz. Es gab 2023 zwar insgesamt 59.673 Wohnungen in Koblenz - jede im Durchschnitt mit knapp 87 Quadratmeter Fläche. Aber die Zahl der Baugenehmigungen für neue Wohnungen ist laut Statistikamt gleichzeitig auf den niedrigsten Stand seit 2019 gefallen. Genehmigt wurden demnach 200 Neubau-Wohnungen, 70 weniger als im Jahr zuvor. Koblenz liegt beim Wohnungsneubau im Verhältnis zur Einwohnerzahl im Vergleich zu den anderen Städten und Kreisen in Rheinland-Pfalz ziemlich abgeschlagen auf einem hinteren Platz.
Folge: Wohnungssuchende brauchen viel Geduld - und Geld, um eine neue Bleibe zu finden. Und viele „flüchten“ ins Umland. Seit 2013 sind fast 4000 Einwohner mehr aus Koblenz ins Umland gezogen, als aus dem Umkreis in die Stadt. Besonders viele Einwohner verlor Koblenz nach Mühlheim-Kärlich, Lahnstein, Vallendar und Ochtendung.
Der Wegzug der Bewohner geht aber gleichzeitig einher mit einer Zunahme der Ferienwohnungs-Mieter. Wer sich auf den einschlägigen Internetseiten tummelt, hat das Gefühl, ganz Koblenz ist auf dem Airbnb-Trip. Vor ein paar Jahren konnte man die Angebote für Koblenz an einer Hand abzählen. Mittlerweile sind dafür ziemlich viele Hände nötig.
Wer derzeit beispielsweise eine Unterkunft für zwei Personen für vier Nächte ab 18. August sucht, bekommt bei Airbnb in Koblenz und Umgebung mehr als 800 (!) Ferienwohnungen angeboten. Allerdings liegen nicht alle tatsächlich in Koblenz. Die Preise reichen von 43 Euro für ein Zimmer mit Bad-Mitbenutzung in der Vorstadt bis zum Loft am Friedrich-Ebert-Ring für mehr als 200 Euro die Nacht - und die Reinigungsgebühr kommt auch noch dazu. Auf booking.com werden für den gleichen Zeitraum mehr als 100 Ferienwohnungen- und Häuser in einem Umkreis von einem Kilometer vom Stadtzentrum angeboten. Darunter ist z.B. eine Altbauwohnung mit 144 Quadratmetern und drei Schlafzimmern in der Roonstraße. Oder eine 75-Quadratmeter-Wohnung im Altengraben. Das wären sicherlich auch begehrte Mietobjekte für wohnungssuchende Koblenzer.
Selbst die Stadt macht auf ihrer Internetseite unter dem Stichwort Tourismus Werbung für Ferienwohnungen. Da werden zehn Apartments u.a. in der Altstadt und ein Ferienhaus in Güls angeboten.
Kein Wunder, dass sich immer mehr Wohnungs-Besitzer für die lukrative Kurz-Vermietung entscheiden. Wer eine Wohnung den ganzen Monat für 200 Euro die Nacht vermieten kann, macht einen dicken Reibach und kassiert auf jeden Fall mehr als von einem Dauermieter. Ganz zu schweigen vom möglichen Ärger mit einem nörgelnden Langzeit-Wohnungsnutzer, der bei jedem tröpfelnden Wasserhahn auf den Putz haut. Die Ferienwohnungsnutzer hinterlassen allenfalls eine schlechte Bewertung auf den einschlägigen Internetseiten…
Stadtrat und Verwaltung müssen sich nun allmählich entscheiden: Wollen sie die Mieter-Situation in Koblenz entschärfen oder schlagen sie sich auf die Seite der Touristen und Ferienwohnungsvermieter?
Wobei eins klar ist: Bis zum Beginn der nächsten Bundesgartenschau in unserer Region im Jahr 2029 wird sich der Trend in Richtung Airbnb eher noch verschärfen. Da wittern sicherlich jede Menge Haus- und Wohnungseigentümer das große Geschäft mit den Touris.
Schlechte Zeiten für Mieter in Koblenz…