Leerstand in Koblenz: Das sind die Gründe für die vielen Schließungen

Listmann, Colorins, Salamander: Die Liste der Schließungen in Koblenz ist lang. Leerstandsmanagerin Chantal Oberst nennt die Gründe und erklärt, welche Strategien die Stadt gegen leere Schaufenster verfolgt.

Leerstand in Koblenz: Das sind die Gründe für die vielen Schließungen

Wer in der Vorweihnachtszeit durch die Koblenzer Innenstadt schlendert, um Geschenke zu kaufen oder über den Weihnachtsmarkt zu bummeln, dem fällt es unweigerlich auf: Immer mehr Ladenflächen stehen leer. Zuletzt sorgte die angekündigte Schließung des Traditionsgeschäfts Listmann zum Jahresende für Aufsehen.

Doch es ist nicht das einzige Beispiel: Auch das Kindermodegeschäft Colorins in der Firmungstraße schließt zum Ende des Jahres, und Läden wie Salamander, Madeira Möbel oder Müller Meirer haben bereits ihre Türen geschlossen. Gleichzeitig entstehen aber auch neue, kreative Läden. Aktuell liegt die Leerstandsquote bei sechs Prozent, wie die Wirtschaftsförderung mitteilt. Im Gespräch mit Merkurist gibt die Koblenzer Leerstandsmanagerin Chantal Oberst Einblicke in ihre Arbeit und die aktuelle Lage.

Fehlende Nachfolger als Hauptproblem

Eine offizielle Zahl der Geschäftsaufgaben für 2025 gebe es nicht, so Oberst. Dass sich Schließungen zum Jahresende häufen, könne auch buchhalterische Gründe haben, sei aber nur eine Vermutung ihrerseits. Ein klares Muster erkennt die Leerstandsmanagerin jedoch bei den Ursachen: Häufig fehle es an Nachfolgern für eine Geschäftsübernahme. „Wir haben vermehrt Rückmeldung, dass es für eine mögliche Geschäftsübernahme zu wenig Interessenten gibt“, erklärt sie. Dieses Problem führte auch zur Schließung der Listmann-Filiale in der Löhrstraße nach 29 Jahren. Geschäftsführer Oliver Listmann (64) fand keinen Nachfolger für sein Unternehmen. Neben dem Generationenwechsel nannte er auch gestiegene Kosten und die Konkurrenz durch den Online-Handel als Gründe (wir berichteten).

Dass manche Ladenlokale daraufhin über längere Zeit leer stehen, habe oft einen einfachen Grund, so Oberst: Teilweise bestehe seitens der Eigentümer nicht genug Interesse an einer Neuvermietung. Die Kommunikation mit den Immobilienbesitzern sei daher eine der größten Herausforderungen. Die Gewerbemieten in zentralen Lagen von Koblenz liegen derzeit bei etwa 20 bis 25 Euro pro Quadratmeter, in Randbereichen bei rund 15 Euro.

Gastronomie nicht die alleinige Lösung

Doch füllen nun immer mehr Restaurants die Lücken, die der Einzelhandel hinterlässt? Diesen Trend sieht Leerstandsmanagerin Chantal Oberst so nicht. Zwar sei die Gastronomie ein wichtiger Faktor für die Attraktivität der Stadt, doch sie konzentriere sich auf bestimmte Lagen. „In Koblenz ist die Altstadt generell attraktiv zum Verweilen, auch für eine steigende Zahl an Touristen, weshalb sich die Gastronomie an bestimmten Stellen konzentriert“, so Oberst. Das zeigt auch die Deutschlandstudie Innenstadt aus dem Jahr 2024: Der Einzelhandel ist mit 70,8 Prozent immer noch der wichtigste Grund für einen Innenstadtbesuch, dicht gefolgt von der Gastronomie mit 58,3 Prozent.

Innovative Konzepte als Chance

Trotz der Herausforderungen sieht Oberst positive Entwicklungen. „In besonders innovativen und attraktiven Ladenkonzepten liegt sehr viel Potential“, ist sie überzeugt. Ein Beispiel dafür ist der neue Vintage-Store „Attiko“ im Altenhof, den die beiden 25-jährigen Studentinnen Noa und Hannah eröffnet haben. In Kooperation mit dem Concept Store „The Cube“ und dem Innenstadtmanagement setzen sie auf Nachhaltigkeit und Individualität statt Fast Fashion.

„Gerade in einer Zeit, in der immer mehr Ladenflächen leer stehen, die Mieten steigen und der Online-Handel immer dominanter wird, sehen wir in solchen Concept Stores und Kooperationen eine großartige Möglichkeit“, erklären die Gründerinnen. Um solche Ideen zu fördern, setzt die Stadt unter anderem auf Pop-up-Stores. Damit will man jungen Gewerbetreibenden die Möglichkeit geben, ihr Konzept für bis zu ein Jahr zu testen. Und auch Neueröffnungen, wie das Keramikbemalstudio „CUPlenz“, der Tierbedarfsladen „Lottes Fellfreunde“ in der Firmungsstraße oder die Rückkehr von „Butlers“ in die Löhrstraße beleben die Stadt.

Chantal Oberst ist seit dem 1. März 2025 als erste Leerstandsmanagerin der Stadt im Amt und arbeitet eng mit der Wirtschaftsförderung an einem „gemeinsamen zukunftsorientierten Leerstandsmanagement“. In dieser Zeit konnte sie nach eigenen Angaben bereits eine Ansiedlung unterstützen, eine weitere soll im kommenden Frühjahr folgen.