Alarmierende Studie der Uni Koblenz: Leerstand im Oberen Mittelrheintal auf Rekordniveau

Ein Forschungsprojekt der Uni Koblenz hat Leerstände im Oberen Mittelrheintal untersucht. Dabei kamen alarmierende Zahlen zutage – aber auch neue Ideen für die Nutzung der Bestandsgebäude.

Alarmierende Studie der Uni Koblenz: Leerstand im Oberen Mittelrheintal auf Rekordniveau

Leerstehende Gebäude und unbebaute Grundstücke prägen vielerorts die Ortskerne im Oberen Mittelrheintal. Nun hat ein Forschungsprojekt der Universität Koblenz das Ausmaß dieser „urbanen Lücken“ genauer untersucht. Das Ergebnis: In etwa zehn Prozent der Fälle stehen Gebäude in den untersuchten Gemeinden Oberwesel, St. Goar, St. Goarshausen und Bacharach ganz oder teilweise leer oder Grundstücke sind unbebaut.

Viele alte Gebäude betroffen

Mehr als 3.400 Gebäude wurden dafür in den vier Gemeinden unter die Lupe genommen. 61 Prozent der leerstehenden Gebäude sind demnach stark sanierungsbedürftig, 82 Prozent wurden vor 1950 erbaut. Zudem zeigte sich eine räumliche Konzentration: Rund 70 Prozent der urbanen Lücken befinden sich in den Ortskernen, nur 18 Prozent an den Ortsrändern.

Ursachenforschung gemeinsam mit Bürgern

Geleitet wurde das einjährige Projekt „Urbane Lücken“ von Dr. Jonas Birke und Dr. Miriam Voigt von der Uni Koblenz. Ein Schwerpunkt lag auf der Zusammenarbeit mit Bürgern: Rund 30 Bürgerwissenschaftler brachten ihre Expertise in alle Projektphasen ein. In Interviews nannten sie vor allem bauliche Mängel, Schwierigkeiten bei der Vermietung, ungeklärte Besitzverhältnisse sowie Geschäftsaufgaben als häufigste Gründe für die Leerstände. Aber auch fehlende Nutzungsideen, saisonale Schwankungen, eine unzureichende Infrastruktur und das begrenzte Freizeitangebot in der Region spielten eine Rolle.

Wohnraum oder Ferienwohnungen als Lösung?

Gleichzeitig lieferte das Projekt aber auch Ansätze für eine künftige Nutzung der leerstehenden Gebäude. Gemeinsam mit den Bürgern wurden Ideen diskutiert – etwa die Umwandlung in Wohnraum, die Nutzung als Ferienwohnung sowie Zwischennutzungen für kulturelle Angebote wie Lesungen und Kunstausstellungen. Laut Projektleiter Birke besteht zudem eine grundsätzliche Bereitschaft bei Eigentümern, Gebäude für innovative Nutzungskonzepte zur Verfügung zu stellen. Weitere Ideen waren Escape Rooms, Co-Working-Spaces oder Fitnessstudios.

Die gewonnenen Erkenntnisse sollen nun auch in Folgeprojekten der Uni Koblenz genutzt werden – regional wie überregional. „Auch mit Blick auf die Bundesgartenschau 2029 soll damit ein nachhaltiger Beitrag zur Wiederbelebung der betroffenen Stadtkerne und zur Schaffung lebendiger Gemeinden geleistet werden“, sagt Projektleiterin Voigt.