Der Koblenzer Rheinhafen blickt zuversichtlich in die Zukunft: Mit Investitionen in neue Lagerflächen, die Erweiterung des Containerterminals und den Ausbau nachhaltiger Infrastruktur stellen die Stadtwerke Koblenz die Weichen für die kommenden Jahrzehnte. Sieben neue Landstromanlagen sollen Emissionen senken und die Binnenschifffahrt klimafreundlicher machen. Als trimodale Logistikdrehscheibe am Mittelrhein bleibt der Hafen ein starker Wirtschaftsmotor für die Region – und wird mit weiteren geplanten Investitionen von rund 24 Millionen Euro gezielt ausgebaut. Im Merkurist-Interview spricht Geschäftsführer Lars Hörnig (fortan im Text als „LH“ gekennzeichnet) über die strategische Ausrichtung, aktuelle Herausforderungen und die Rolle des Hafens für die Stadtwerke Koblenz.
Heute ist unser Thema ist der Koblenzer Hafen – sowohl seine Bedeutung für die Stadtwerke Koblenz als auch für die Stadt selbst. Wo ordnen Sie die Relevanz des Hafens ein?
LH: Der Hafen Koblenz ist der operative Kern der Stadtwerke. Von unseren insgesamt 33 Mitarbeitenden arbeiten knapp 20 im Hafen. Er ist damit das zentrale Geschäftsfeld, während die Stadtwerke gleichzeitig auch als Beteiligungsholding der Stadt fungieren. Mit unseren beiden Tochtergesellschaften der Koblenzer Verkehrsbetriebe GmbH (koveb) und der Koblenzer Bäder GmbH, die das Moselbad betreibt, sowie unseren weiteren Beteiligungen im Bereich Energie und Wasserversorgung decken wir die Felder der klassischen Daseinsvorsorge ab. Viele unserer Aufgaben nehmen die Menschen erst wahr, wenn es Störungen gibt – sei es im ÖPNV oder in der Wasserversorgung. Neben der Steuerung von eigenen Beteiligungsgesellschaften übt die Stadtwerke auch das Beteiligungsmanagement für die Stadt Koblenz aus. Zudem koordinieren die Stadtwerke Projekte für die Stadt Koblenz, so beispielsweise die kommunale Wärmeplanung. Unsere Rolle ist die eines Koordinators, Kommunikators sowie strategischen Begleiters.
Wie entwickelt sich der Hafen angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Lage?
LH: Natürlich spüren wir konjunkturelle Schwächen und geopolitische Krisen. Dennoch halten wir seit Jahren ein stabiles Umschlagsvolumen von rund einer Million Tonnen. Rund 200.000 Tonnen davon laufen über die Schiene – bei insgesamt 11 Kilometern Gleisinfrastruktur ist das im Vergleich zu anderen Binnenhäfen ein hoher Anteil. Dass wir verschiedene Branchen bedienen, macht uns widerstandsfähig gegenüber Schwankungen.
Der Fachkräftemangel betrifft viele Branchen. Wie ist die Lage im Hafen Koblenz?
LH: Wir haben das Glück, eine sehr stabile Belegschaft zu haben. Fluktuation durch Kündigungen gibt es praktisch nicht. Die Herausforderung liegt darin, langjährige Mitarbeiter in den Ruhestand zu begleiten und ihr Fachwissen rechtzeitig weiterzugeben. Deshalb betreiben wir eine vorausschauende Personalplanung und bilden seit vergangenem Jahr auch selbst Fachkräfte für Hafenlogistik aus. So sichern wir unser Know-how für die Zukunft.
Reichen die vorhandenen Flächen noch aus?
LH: Wie in den meisten Binnenhäfen lautet die Antwort: nein. Wir sind durch die umliegende Bebauung im Industriegebiet räumlich begrenzt. Deshalb haben wir eine Machbarkeitsstudie „Rheinhafen 2035“ in Auftrag gegeben, um Flächenpotenziale zu prüfen. Ziel ist, die vorhandenen Flächen optimal zu nutzen, Bestandskunden Wachstum zu ermöglichen und wo möglich zusätzliche Grundstücke zu sichern.
Welche Investitionen sind 2025/2026 geplant?
LH: Der Hafen ist für Koblenz ein Tor zur Welt. Viele Schiffe gehen nach Antwerpen oder Rotterdam, sowohl für Importe als auch Exporte. Das ist nicht nur wirtschaftlich wichtig, sondern auch klimapolitisch: Jede Tonne, die wir über Schiff oder Bahn statt per Lkw bewegen, spart CO₂. Wir haben in den letzten Jahren einige Millionen Euro investiert, unter anderem in die Erweiterung des Containerterminals. Auch neue Projekte wie zusätzliche Gleisanschlüsse, eine Logistikhalle oder die Beschaffung eines neuen Krans am Ostufer sind in der Planung.
Welche Rolle spielt die Digitalisierung?
LH: Eine große. Früher wurden Containerstapel per Papierlisten verwaltet, heute läuft das digital. Wir prüfen derzeit Prozesse, um weiteres Potenzial zu identifizieren. Wichtig ist uns, die Mitarbeitenden dabei mitzunehmen – Digitalisierung funktioniert nicht ohne Akzeptanz. Gemeinsam mit Partnern wie Contargo oder externen Beratern entwickeln wir die Systeme weiter.
Wie behauptet sich der Koblenzer Hafen im Wettbewerb?
LH: Mit den großen Häfen wie Duisburg oder Hamburg sind wir nicht vergleichbar. Aber im regionalen Wettbewerb, etwa mit Andernach oder Bendorf, stehen wir gut da. Jeder Hafen hat seine Spezialisierung: Andernach etwa auf Steine, Erden und Container, Bendorf auf Tanklager und Tonumschlag. In Koblenz sind es unter anderem Aluminium, Malz, Recyclingstoffe und Container. Gerade im Containerbereich ist der Wettbewerb am stärksten, da dort Dienstleistungen leicht vergleichbar sind.
Welche Güter werden in Koblenz umgeschlagen?
LH: Im Wesentlichen Standards – von Mineralöl bis Containerware. Spannend ist, dass man im Container fast alles transportieren kann. Ein Beispiel: Australischer Wein kommt in großen Beuteln per Container nach Koblenz, wird in der Region abgefüllt und landet später im Supermarktregal. Auch Sonderprojekte gehören dazu – vom Transport von Windradteilen bis hin zur damaligen Rückkehr des Kaiser-Wilhelm-Denkmals ans Deutsche Eck. Aktuell wickeln wir 20.000 t Gleisschotter für unseren Kunden RPBL ab, mit denen die Ahrtahlbahn wiederaufgebaut wird.
Wo sehen Sie den größten Handlungsbedarf?
LH: Planungssicherheit wäre wichtig – sowohl bei Investitionen in die Wasserstraße, etwa der Rheinvertiefung im Mittelrheintal, als auch bei Schienen- und Hafeninfrastruktur. Dafür braucht es finanzielle Unterstützung. Stolz macht uns, dass der Hafen nicht nur wirtschaftlich, sondern auch ökologisch eine Rolle spielt: Er sichert Arbeitsplätze, stärkt den Standort und verbessert die Klimabilanz der Stadt. Unser Ziel ist es, mit Bestands- und Neukunden weiter auf Wachstumskurs zu bleiben.
Kurz-Vita: Lars Hörnig
Lars Hörnig ist Geschäftsführer der Stadtwerke Koblenz GmbH (SWK) und in Personalunion einer von zwei Geschäftsführern der Koblenzer Verkehrsbetriebe GmbH (KOVEB) ); bei der KOVEB verantwortet er den kaufmännisch-strategischen Bereich. Zuvor war er über ein Jahrzehnt kaufmännischer Geschäftsführer bei den Stadtwerken Andernach. Er ist zudem Geschäftsführer der Vereinigten Wasserwerke Mittelrhein (VWM) und des Wasserwerks Koblenz-Weißenthurm (WKW).
Er ist gelernter Bankkaufmann und absolvierte zwei berufsbegleitende Studien bei der Kreissparkasse Mayen. Seit 2023 gehört er dem Landesvorstand des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) Rheinland-Pfalz an, sitzt im Gesellschafterbeirat der evm AG und im Aufsichtsrat des Flugplatz Koblenz-Winningen.