Koblenzer Unternehmen stellt sich dem Fachkräftemangel

Längst hat im Lebensmittelhandel die Transformation Einzug gehalten. Welche spannenden Herausforderungen sich bei Nachhaltigkeit, Innovation und Digitalisierung aktuell stellen, darüber spricht der Koblenzer Edeka-Einzelhändler Alexander Kreuzberg.

Koblenzer Unternehmen stellt sich dem Fachkräftemangel

1. Der Wandel der Branche und die lokale Wirtschaft

Wie schätzen Sie die Entwicklung des Einzelhandels in Koblenz und der Umgebung ein? Ich persönlich empfinde die Entwicklung des Einzelhandels in Koblenz als durchweg spannend. Viele kleine Marken und Geschäfte eröffnen direkt in und um Koblenz. Nicht nur große Unternehmen verschiedener Branchen finden hier ihren Platz. Ein großes Risiko für den Einzelhandel sehe ich jedoch im fortschreitenden Zurückdrängen des Pkw-Verkehrs in der Innenstadt. Potenziellen Kunden muss ein angenehmes Einkaufserlebnis mit leicht zugänglichen, preiswerten und modernen Parkmöglichkeiten geboten werden. Je weniger Hürden wir den Menschen in den Weg legen, desto einfacher und bevorzugter kommen sie in die Stadt.

Wie wichtig sind lokale Geschäftsbeziehungen und eine enge Verbindung zur Region für den Erfolg Ihres Unternehmens? Lokale Geschäftsbeziehungen sind für jedes Unternehmen von enormer Bedeutung. Eine enge Vernetzung regionaler Unternehmen stärkt alle Beteiligten. Die Mitarbeiter des einen Unternehmens können Kunden des anderen werden, und der Kaffee aus der kleinen Rösterei kann im benachbarten Supermarkt angeboten werden. In meinem Unternehmen werden regionale Handwerker, sofern verfügbar, stets großen Konzernen vorgezogen. Ich sage immer: Wir leben in einer sehr schönen Region, und es ist unsere Aufgabe, diese gemeinsam zu stärken und attraktiv zu halten.


2. Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung

Nachhaltigkeit wird zunehmend ein wichtiges Thema im Handel. Welche Maßnahmen hat Edeka Kreuzberg bereits getroffen, um umweltfreundlich zu arbeiten, und was sind Ihre zukünftigen Ziele in diesem Bereich? Wir arbeiten seit Jahren kontinuierlich daran, nachhaltiger zu werden. So optimieren wir unsere Bestellungen, um Lebensmittelverschwendung zu minimieren. Von Beginn an arbeiten wir eng mit der Koblenzer und Neuwieder Tafel zusammen, um Lebensmittel rechtzeitig an Bedürftige weiterzugeben.

Alle unsere Märkte wurden in diesem Jahr auf die neuesten Kältemittel für Kühlanlagen, LED-Beleuchtung und Wärmerückgewinnung umgerüstet. Weitere Maßnahmen zur Energieeinsparung sind in Planung. Verpackungen für Eigenproduktionen werden, wo immer möglich, auf nachhaltige Kartons, Schalen oder Folien umgestellt.

Unser Ziel ist es, bis 2030 60 Prozent unseres Stromverbrauchs selbst zu produzieren.

Welche Verantwortung sehen Sie als familiengeführtes Unternehmen gegenüber der lokalen Gemeinschaft, speziell in Bezug auf soziale Projekte oder regionale Initiativen? Wir engagieren uns seit jeher intensiv in sozialen Projekten der Region. Nach unseren Möglichkeiten unterstützen und finanzieren wir verschiedenste soziale und gemeinnützige Aktionen. Leider sind unsere Mittel begrenzt, weshalb wir nicht alle Anfragen positiv beantworten konnten.

Zu unseren größten Projekten gehören:

  • DRK Koblenz, z. B. das Projekt „Superhelfer“

  • Stiftungsarbeit des DRK

  • Der Bunte Kreis

  • Versuchsmarkt für die „Gemeindeschwester plus“

  • Schönstadtschwestern in Vallendar

  • Gemüsebeete für Kinder

Zusätzlich unterstützen wir zahlreiche regionale Vereine, Schulen und Kindergärten.


3. Innovation und digitale Transformation

Mit der zunehmenden Digitalisierung und neuen Technologien wie mobilen Bezahlsystemen oder Lieferdiensten: Wie wichtig ist Innovation für Ihr Unternehmen? Welche Technologien planen Sie in naher Zukunft zu implementieren? Innovation ist für jedes Unternehmen essenziell. Wer hier den Anschluss verliert, bleibt hinter der Konkurrenz zurück. Wir besuchen regelmäßig Technik- und Ladenbaumessen, um unseren Kunden und Mitarbeitern die neuesten technischen Möglichkeiten anzubieten. Unser Ziel ist es dabei klar: Wir suchen nach Technologien, die den Einkauf und die Arbeit erleichtern, ohne den Menschen durch Maschinen zu ersetzen.

Wie sehen Sie den Einfluss von digitalen Medien und Nachrichtenportalen auf das Konsumverhalten? Inwiefern ist die Art und Weise, wie Menschen heute Informationen konsumieren, relevant für die Strategie von Edeka Kreuzberg? Digitale Medien sind für uns ein extrem wichtiges und schnelles Mittel, um mit unseren Kunden zu kommunizieren. Während eine klassische Printanzeige mehrere Wochen Vorlauf benötigt, kann ein spontaner Instagram-Post oder ein kurzes Reel innerhalb von Stunden erstellt und veröffentlicht werden.

In den nächsten Jahren werden wir unsere eigene Onlinepräsenz weiter ausbauen, um unsere Kunden schneller, unkomplizierter und unabhängiger zu informieren. Daher mein Appell: Folgt uns, lest unsere Beiträge und empfehlt uns weiter!


4. Zukunftsperspektiven und Trends

Welche aktuellen Trends beobachten Sie im Lebensmitteleinzelhandel, und wie möchten Sie diese Trends in Ihr Geschäft integrieren? Trends im Lebensmitteleinzelhandel entwickeln sich immer schneller. Während in der zweiten Jahreshälfte 2024 beispielsweise Dubai-Schokolade und Pistaziencreme angesagt waren, stehen die nächsten Hype-Produkte bereits in den Startlöchern. Diese kurzfristigen Entwicklungen, oft durch Social Media beeinflusst, erfordern schnelles Reagieren. Dank unserer Unabhängigkeit als Kaufmann und der Unterstützung einer starken Genossenschaft können wir flexibel auf solche Trends reagieren.

Anhaltende Trends sind die gesunde Ernährung, Nahrungsergänzungsmittel und der weiterhin stark wachsende Markt für fleischfreie Produkte.

Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen und Chancen für den Lebensmitteleinzelhandel in den nächsten fünf Jahren? Eine der größten Herausforderungen sehe ich im zunehmenden Fachkräftemangel. Ein Supermarkt ohne engagierte Mitarbeiter wird zu einer seelenlosen Lagerhalle. Wir verlassen uns hier nicht auf die Politik, sondern übernehmen selbst Verantwortung. Deshalb bilden wir seit jeher Menschen aus, die mit Begeisterung dabei sind, und bieten ihnen ein abwechslungsreiches, krisensicheres Arbeitsumfeld. Allein im Jahr 2024 konnten wir 25 neue Auszubildende in unseren drei Standorten gewinnen.