BUGA29-Geschäftsführer im Interview: So soll sich das Mittelrheintal verändern

Die Bundesgartenschau 2029 soll das Obere Mittelrheintal nachhaltig verändern. Im Interview erklärt BUGA-Geschäftsführer Sven Stimac, welche Impulse von dem Großprojekt ausgehen sollen.

BUGA29-Geschäftsführer im Interview: So soll sich das Mittelrheintal verändern

Die Bundesgartenschau (BUGA29) ist ein einzigartiges Großprojekt in der Kulturlandschaft Oberes Mittelrheintal. Entlang von 67 Kilometern zwischen Koblenz, Bingen und Rüdesheim soll die Schau dezentral stattfinden und weit über das klassische Konzept einer Gartenschau hinausgehen. Die Planungen sehen neben gärtnerischen Highlights auch umfassende Infrastrukturmaßnahmen vor – von der Sanierung historischer Burggärten über neue touristische Attraktionen bis hin zu einer verbesserten digitalen Infrastruktur.

Doch was bedeutet die BUGA29 für die Menschen vor Ort, die Wirtschaft und den Tourismus? Welche Herausforderungen und Chancen bringt ein solches Großevent mit sich? Diese und weitere Fragen haben wir mit Sven Stimac, dem Geschäftsführer der BUGA29, besprochen, der maßgeblich an der Planung und Umsetzung beteiligt ist.

Wie trägt die Bundesgartenschau zur Revitalisierung und Belebung des Oberen Mittelrheintals bei?

Sven Stimac: Zunächst einmal ist es wichtig zu verstehen, dass die BUGA29 nicht isoliert betrachtet werden kann. Sie ist Teil eines längerfristigen Entwicklungsprozesses, der bereits 2017 angestoßen wurde und weit über das Jahr 2029 hinauswirkt. Insgesamt sind mehr als 30 Infrastrukturprojekte geplant, die das Mittelrheintal nachhaltig verändern und modernisieren werden. Die BUGA29 ist dabei der zentrale Meilenstein und die Klammer, als Impulsgeber für Investitionen und Innovationen in der gesamten Region.

Große Ereignisse wie die Olympischen Spiele oder Weltausstellungen zeigen, dass solche Projekte einen langfristigen wirtschaftlichen und kulturellen Effekt haben. Das haben wir auch in unserer Region bei früheren Veranstaltungen wie der Landesgartenschau 2008 in Bingen und der Bundesgartenschau 2011 in Koblenz gesehen. Diese positive Entwicklung wollen wir weiterführen, verstärken und auf den gesamten Raum des UNESCO Welterbe Oberes Mittelrheintal ausdehnen und diese zusammenführen.

Welche konkreten Projekte und baulichen Maßnahmen sind geplant, um die Region nachhaltig zu entwickeln?

Sven Stimac: Es gibt eine Vielzahl von Einzelprojekten, die das Gesamtbild der BUGA29 prägen werden. Besonders hervorzuheben sind die Neugestaltung der Rheinanlagen in Lahnstein, Bacharach und Bingen sowie die Einbindung bedeutender historischer Stätten wie die Burg Rheinfels. Eine markante Fußgänger- und Radwegebrücke wird die Lahnmündung überqueren und die Mobilität erheblich verbessern.

Ebenfalls in Planung sind die Generalsanierung der Bahnstrecken auf beiden Rheinseiten sowie die Sanierung der B42. Hinzu kommen kleinere, aber nicht weniger bedeutsame Projekte, wie die Aufwertung der Rheinanlagen in Orten wie Assmannshausen und St. Goarshausen. Alle diese Maßnahmen zielen darauf ab, das Tal attraktiver, zugänglicher und nachhaltiger zu gestalten.

Ein zentraler Aspekt der BUGA29 ist die touristische Entwicklung. Welche Rolle spielt die Übernachtungskapazität im Rahmen der Gartenschau?

Sven Stimac: Ein nachhaltiger Tourismus ist für das Mittelrheintal essenziell. Wir erwarten durch die BUGA29 eine deutliche Belebung des Gästebetriebs. Koblenz hat beispielsweise nach der Bundesgartenschau im Jahre 2011 stark von den investierten Infrastrukturmaßnahmen profitiert. Neue Hotels wurden gebaut, bestehende Unterkünfte modernisiert, und die Stadt hat sich als nachhaltiger touristischer Hotspot neu positioniert.

Diese Effekte erwarten wir auch für das Mittelrheintal. Wichtig ist, dass neue Kapazitäten nicht nur für die Zeit der Gartenschau geschaffen werden, sondern langfristig einen Mehrwert für die Region bieten. Wir setzen dabei insbesondere auf den Aktivtourismus, also Wandern, Radfahren und naturnahe Erlebnisse in Kombination mit Weinbau und regionaler Gastronomie.

Nachhaltigkeit ist ein weiteres zentrales Thema. Wie wird sichergestellt, dass die BUGA29 langfristig positive ökologische Effekte hat?

Sven Stimac: Nachhaltigkeit ist eines unserer Hauptanliegen. Wir setzen gezielt auf nachhaltige Mobilitätskonzepte, um den Individualverkehr zu reduzieren. Dazu gehören ein kombiniertes Ticketmodell für die Deutsche Bundesbahn und dem BUGA29-Eintritt sowie Shuttle-Lösungen von Autobahnabfahrten zu den BUGA29-Parks.

Wie werden die Bürgerinnen und Bürger in die Entwicklung der BUGA29 einbezogen?

Sven Stimac: Eine enge Einbindung der Menschen vor Ort ist uns sehr wichtig. Deshalb haben wir die "Bürgerprojekte" ins Leben gerufen, in denen lokale Initiativen gefördert werden, um ihre eigenen Orte nachhaltig zu gestalten. Ein Beispiel ist das "Schmetterlingsdorf Dörscheid", wo durch gezielte Bepflanzung Lebensräume für Schmetterlinge und Nachtfalter geschaffen werden.

Ergänzend dazu gibt es den Verein "BUGA29-Freunde", der verschiedene Veranstaltungen unterstützt, darunter das BUGA29-Wanderwochenende und den Rheinland-Pfalz-Tag. Durch diese bürgerschaftlichen Engagements wird die Region aktiv mitgestaltet.

Welche wirtschaftlichen Impulse erwarten Sie durch die BUGA29 ?

Sven Stimac: Die BUGA29 wird zweifellos ein Katalysator für wirtschaftliches Wachstum sein. Neben einer Stärkung des Tourismus setzen wir auf eine Belebung des regionalen Gastgewerbes. Ein Ziel ist es, die Aufenthaltsdauer der Gäste zu verlängern, um einen nachhaltigen wirtschaftlichen Effekt zu erzielen.

Zudem könnten durch die infrastrukturellen Verbesserungen neue Unternehmen und Fachkräfte in die Region gezogen werden. Die Entwicklung eines modernen, zukunftsfähigen Mittelrheintals ist unser übergeordneter Anspruch.

Abschließend: Was ist Ihre persönliche Vision, bzw. wird die strategische Ausrichtung der Veranstaltung für das Mittelrheintal im Jahr 2030, nach der BUGA29 aussehen?

Sven Stimac: Unsere langfristige Planung war es, dass sich das Mittelrheintal als moderne, nachhaltige und wirtschaftlich starke Region etabliert. Eine Region, die ihre romantische sowie historische Vergangenheit bewahrt, aber gleichzeitig zeitgemäß aufgestellt ist. Die BUGA29 soll nicht nur ein Event sein, sondern ein dauerhaft positiver Impuls für die gesamte Region.