Epstein-Akten: Tausende Fotos und Dokumente veröffentlicht

Erst nach massivem Druck beugte sich US-Präsident Trump und unterschrieb ein Gesetz zur Freigabe von Akten. Jetzt hat das Justizministerium mit deren Veröffentlichung begonnen.

Epstein-Akten: Tausende Fotos und Dokumente veröffentlicht

Von Khang Mischke und Anna Ringle, Washington (dpa) - Das US-Justizministerium hat auf Druck der amerikanischen Öffentlichkeit und des Parlaments damit begonnen, Ermittlungsakten zum Fall des gestorbenen Sexualstraftäters Jeffrey Epstein zu veröffentlichen. Unter den Dateien sind Fotos und auch teils geschwärzte Dokumente der US-Bundespolizei FBI zu finden. Einige der Fotos sind bereits bekannt. 

Der Fall Epstein beschäftigt die Öffentlichkeit seit vielen Jahren. Der einflussreiche US-Multimillionär aus New York hatte jahrelang einen Missbrauchsring betrieben, dem Dutzende junge Frauen und Minderjährige zum Opfer fielen. Über mehrere Jahre hinweg soll Epstein minderjährige Mädchen etwa in New York und Florida auch selbst missbraucht haben. Epstein starb 2019 im Alter von 66 Jahren in einer Gefängniszelle. 

Der Finanzier hatte beste Kontakte in die High Society, was viele Spekulationen über die Tragweite des Skandals auslöste. Per Gesetz wurde vor einem Monat die Veröffentlichung verfügt, das US-Justizministerium gab Stunden vor Ablauf einer Frist ein erstes großes Paket an Daten frei.

Was auffällig ist: immer wieder Clinton

Immer wieder tauchen in den nun veröffentlichten Dateien Fotos von Ex-Präsident Bill Clinton auf - so ist der Demokrat etwa beim Schwimmen im Pool mit Epsteins langjähriger Vertrauten Ghislaine Maxwell zu sehen. Auf anderen Aufnahmen sieht man ihn ohne Bezug zu Epstein und Maxwell.

Der republikanische US-Präsident Trump hatte in den vergangenen Wochen immer wieder versucht, die Aufmerksamkeit auf Clinton zu lenken. Dabei behauptete er, dass dieser auf einer Privatinsel Epsteins gewesen sei. Trumps Stabschefin Susie Wiles widersprach dieser Darstellung: «Es gibt keine Beweise dafür», sagte sie dem Magazin «Vanity Fair». Ein Sprecher Clintons hatte bereits vor Jahren erklärt, Clinton sei «nie auf Little St. James Island, Epsteins Ranch in New Mexico, oder in seiner Residenz in Florida» gewesen.

Trump selbst ist wegen des Skandals in den vergangenen Wochen massiv unter Druck geraten. Noch im Präsidentschaftswahlkampf hatte er die Freigabe der Akten gefordert, dann sträubte er sich nach dem Amtsantritt. Dafür erntete er selbst im eigenen Lager Kritik. Erst auf massiven Druck unterschrieb er im November das vom US-Parlament verabschiedete Gesetz zur Veröffentlichung. Trump kannte Epstein, wie frühere Fotos der beiden zeigen. Allerdings gibt es keine Hinweise auf eine Verwicklung des Republikaners in den Skandal.

Riesige Datenmengen in vier Teilen

In vier Teilen stellte das Ministerium am Freitagnachmittag (Ortszeit) riesige Datenmengen bereit, die Teil der Ermittlungen gewesen sein sollen. Dokumente, die als geheim eingestuft werden, muss das Ministerium nicht veröffentlichen. In den nächsten Wochen sollen weitere Hunderttausende Dokumente veröffentlicht werden, wie Vize-Justizminister Todd Blanche kurz zuvor im Sender Fox News erklärte. Ihm zufolge müssen Seiten vor einer Veröffentlichung zum Schutze der Identität der Opfer bearbeitet werden.

Eine erste Übersicht zu den Dokumenten

Fotos mit Epstein und Maxwell: Auf Fotos sind häufig zwei Personen zu sehen - Millionär Epstein und seine langjährige Vertraute Ghislaine Maxwell. Sie wurde im Jahr 2022 verurteilt. Sie hatte laut Urteil eine zentrale Rolle beim Aufbau eines Rings zum sexuellen Missbrauch gespielt und sitzt im Gefängnis. Aufnahmen zeigen etwa, wie die beiden miteinander feiern.

Fotos von Zuhause und von Reisen: Viele Bilder zeigen Epstein und Maxwell auf Reisen. Auch Aufnahmen von Epsteins Zuhause in New York sind unter den Dateien. Darunter Treppenaufgänge, ein Arbeitsplatz mit vielen Bildschirmen, Aktenschränke, Sexspielzeug, Badezimmer, Sportgeräte, Kleiderschränke. Auch ein Zahnarztstuhl ist zu erkennen, der jüngst in einer von den Demokraten im US-Kongress veröffentlichten Sammlung von Fotos aus Epsteins Nachlass bereits zu sehen war.

Dokumente: Es gibt viele Protokolle, angefangen von Druckaufträgen, Klageschriften, Verhörprotokolle über eine Checkliste des FBI bis hin zu Listen, auf denen bis auf Zeit und Datum kaum etwas anderes zu sehen ist. Das Ministerium gab keine Erklärung oder Erläuterungen zu den Dateien ab.

Auch Namen, die bereits rund um die Epstein-Affäre auftauchten, kommen in einigen Dokumenten vor. So im Fall des britischen Ex-Prinzen Andrew, der Kontakt zu Epstein pflegte, in Verruf geriet und jüngst seine Adelstitel abgeben musste. Dass ein Name per se in einem Dokument vorkommt, lässt noch keine Schlüsse auf etwaige Vergehen zu.

Was zunächst nicht zu sehen ist

Bei einer ersten Sichtung waren zunächst keine Bilder enthalten, auf denen etwa sexueller Missbrauch oder andere Straftaten zu sehen sind. Per Gesetz darf das Justizministerium derartige Aufnahmen und Dokumente weiterhin zurückhalten.

Auch Akten, die laut Gesetz einen «eindeutig ungerechtfertigten Eingriff in die Privatsphäre darstellen», können ausgenommen werden. Die Veröffentlichung von Informationen, die mögliche Bundesermittlungen oder Gerichtsverfahren gefährden würden, oder deren Geheimhaltung im Interesse der nationalen Verteidigung oder der Außenpolitik liegt, kann ebenfalls gestoppt werden.

Was unklar blieb

Die Echtheit der Fotos konnte zunächst nicht unabhängig verifiziert werden. Auch blieb offen, nach welcher Methodik die Tausenden Fotos ausgesucht wurden. Zwar unterteilte das Justizministerium die vier hochgeladenen Archivbereiche grob. Wann die Fotos entstanden sind, von wem sie gemacht wurden und woher das Justizministerium diese hat, blieb zunächst unklar.

Eine Sprecherin des Weißen Hauses lobte die Trump-Regierung zwar dafür, mit der Veröffentlichung der Dokumente «die transparenteste US-Regierung aller Zeiten» zu sein. Es bleibt aber ungeklärt, ob die Dateien zu neuen Erkenntnissen führen.

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